In Valerij Brjusovs Erzählung „Respublika Južnogo Kresta“
(1904–1905), die in Form einer Reportage gestaltet ist, berichtet ein Journalist von einer Epidemie in einer futuristischen Republik am Südpol. Obwohl er mehrfach betont, dass sich sein Bericht einzig auf belegbares Faktenmaterial stützen würde, hat der Rezipient gute Gründe, an der Glaubwürdigkeit des Reporters zu zweifeln, da sich seine Fakten als zweifelhaft herausstellen. In der Diplomarbeit wird die These aufgestellt, dass es sich bei dem Journalisten um einen „Unzuverlässigen Erzähler“ handelt. In der Forschungsliteratur zu dieser Science-Fiction-Erzählung wird gemeinhin die Ansicht vertreten, dass im Text die Ereignisse der Russischen Revolution von 1905 ihren Niederschlag finden. In diesen Interpretationen wird aber die Bedeutung der erzählerischen Mittel übersehen. Im Anschluss an eine Übersicht über die Publikationsgeschichte und den Forschungsstand werden die erzählerischen und stilistischen Besonderheiten herausgearbeitet, um zu zeigen, dass der Text den pseudowissenschaftlichen Diskurs des Erzählers unterläuft.In Valery Bryusovs short-story "The Republic of the Southern Cross" (1904-1905) a journalist reports on a plague in a futuristic republic on the South Pole. Even though he stresses the fact that his account given is based solely on hard facts, the reader has reason to doubt his reliability for the facts turn out to be quite problematic. In the thesis the question is posed whether the journalist can be described as an "unreliable narrator". In the scholarly discussion the story is commonly interpreted in relation to the historical events of the abortive Russian revolution of 1905 but this kind of interpretation overlooks the importance of narra-tive technique in the story. After an overview of the history of publication and the scholarly discussion on the text, the narrative devices and the stylistitc features are analyzed to point out that the text undermines the pseudo-scientific discourse of the narrator