Im Hinblick auf die Richtlinien der ökologischen Landwirtschaft auf chemisch- synthetische Arzneimittel zu verzichten und beispielsweise pflanzliche Heilmittel einzusetzen, scheint eine Einbindung von pflanzlichen Hausmitteln in die Tierheilkunde sinnvoll. Die Faktoren, die mit dem Hausmitteleinsatz in Verbindung stehen bzw. diesen begünstigen könnten, wurden bisher wenig untersucht. Ziel dieser Arbeit war es einerseits, das Wissen von ausgewählten Bäuerinnen und Bauern zu Hausmitteln zu dokumentieren und andererseits Faktoren zu ermitteln, die positiv auf den Hausmitteleinsatz einwirken könnten. Aufbauend auf die Theory of Reasoned Action von Fishbein und Ajzen wurde ein Modell entwickelt, anhand dessen Hypothesen abgeleitet und Einflussfaktoren geprüft wurden. Im Joglland, Steiermark wurden 45 Bäuerinnen und Bauern, von denen 19 nach den Richtlinien der ökologischen Landwirtschaft wirtschafteten, im Jahr 2011 mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens zu den ihnen in der Tierheilkunde bekannten Hausmitteln befragt, sowie die Einstellung zum Hausmitteleinsatz erhoben. Die Auswertung der Daten erfolgte mit deskriptiven und interferenzstatistischen Methoden. Insgesamt wurden von den Bäuerinnen und Bauern 144 verschiedene Hausmittel genannt, von denen der Großteil pflanzlichen Ursprungs war. 55 Pflanzenarten konnten als Rohstoffe für Hausmittel bestimmt werden. Männer konnten signifikant mehr Hausmittel nennen und setzten auch mehr ein als Frauen. Zudem setzten GesprächspartnerInnen, die viele Hausmittel kannten, auch mehr ein. GesprächspartnerInnen mit einer positiven Einstellung zum Hausmitteleinsatz wandten diese auch vermehrt an und eine positive Intention, Hausmittel einzusetzen, spiegelte sich auch in der Anwendung wider. Keinen signifikanten Einfluss auf den Hausmitteleinsatz hatten beispielsweise die Faktoren Alter, ökologische Wirtschaftsweise, Einstellung des behandelnden Tierarztes/ der Tierärztin zum Hausmitteleinsatz und Anwendung von Hausmitteln in der Humanmedizin