research

Arbeit und Einkommen in der Solidarischen Landwirtschaft

Abstract

Eine Solidarische Landwirtschaft (Solawi) ist ein Modell der verbindlichen Zusammenarbeit zwischen ErzeugerInnen und VerbraucherInnen, die sich als eine Gemeinschaft aus aktiven und nicht-aktiven Landwirten verstehen, Verantwortung für die Produktion übernehmen und das Risiko sowie die Ernte teilen. Trotz des großen Potentials für eine bedürfnisorientierte Gestaltung von Arbeitsplätzen und Einkommen geben neuere Untersuchungen Hinweise auf niedrige Einkommen und Arbeitsbedingungen, die nicht den Bedürfnissen der ErzeugerInnen entsprechen. Ein Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über derzeitige Situation der deutschsprachigen Solawi-Betriebe hinsichtlich Einkommensniveau, Arbeitszeiten und Arbeitszufriedenheit der ErzeugerInnen zu bekommen. Dies wurde mit standardisierten Online-Fragebogen untersucht. Parallel wurden qualitative Interviews mit ausgewählten ErzeugerInnen geführt, um Einblicke in ihre Erfahrungen und Zukunftsperpektiven für die Arbeits-Gestaltung in Solawis zu gewinnen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Einkommen der BewirtschafterInnen zwar über dem Mindestlohn liegen, aber z.T. deutlich unter denen von BetriebsleiterInnen und ArbeitnehmerInnen in normalen landwirtschaftlichen Betrieben. Die befragten MitarbeiterInnen bewerten ihre Einkommen je nach Arbeitsverhältnis als ausreichend bis nicht ausreichend, während sie bei der Arbeitszeit zwar Veränderungsbedarf äußern, das Verhältnis zur Freizeit jedoch als relativ ausgeglichen ansehen. Aus den Interviews wird deutlich, dass die MitarbeiterInnen die Finanzierung in Solawis als grundlegende soziale Herausforderung und Entwicklungschance begreifen, die Vertrauen, Gemeinschaft und Kommunikation voraussetzen. An einzelnen Beispielen zeigt sich, dass mangelnde Klarheit über die soziale Dimension zu durchaus prekären Situationen und sozialer Distanz führen kann. Andererseits können die BewirtschafterInnen durch selbstbewusste und klare Formulierung ihres finanziellen Bedarfs bei gleichzeitiger Dialogbereitschaft zu einer für beide Seiten durchaus zufriedenstellenden Einigung beitragen. Eine Grundvoraussetzung für den Dialog über Landwirtschaft und solidarische Finanzierung ist aus Sicht vieler InterviewpartnerInnen die gezielte Einbindung und Sensibilisierung der VerbraucherInnen durch jede Art von Bildungsarbeit. Bei einzelnen Solawis wird deutlich, dass eine verbindliche Vereinbarung den Umfang der Mitarbeit erhöhen, die Kosten deutlich senken und gleichzeitig die Begegnung fördern kann. Im Dialog und der Bildungsarbeit sehen die Befragten die größten Potentiale für den Aufbau sozialer Beziehungen zwischen VerbraucherInnen und ErzeugerInnen, die wiederum die Basis für das Verständnis und die Wertschätzung der jeweiligen Bedürfnisse darstellt. Die Verwirklichung sozialer Grundwerte in der Solidarischen Landwirtschaft sollte vor dem Hintergrund des derzeit rasanten Wachstums der Bewegung aufmerksam beobachtet werden, um dem Ideal einer fairen Bezahlung der LandwirtInnen gerecht zur werden

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