Die vorliegende Arbeit befasst sich theoretisch und empirisch mit dem Auszugsverhalten
junger Menschen in Deutschland. Getrennt von der Herkunftsfamilie zu wohnen gilt als ein zentraler Schritt auf dem Weg zum Erwachsensein. Junge Menschen lösen sich räumlich von ihren Eltern und erlangen damit eine größere Selbständigkeit.
Der Auszug aus dem elterlichen Haushalt wird in dieser Arbeit nicht als ein
Ereignis verstanden, das nur zu einem bestimmten Zeitpunkt im Lebenslauf eintritt und damit auch abgeschlossen sein muss, sondern als einen Übergangsprozess, der durchaus wieder rückgängig gemacht werden kann. Das heißt, junge Erwachsene kehren teilweise wieder zu ihren Eltern zurück.
Ein wesentlicher Schwerpunkt dieser Arbeit liegt darin zu untersuchen, wann junge Menschen im Lebenslauf zum ersten Mal von Zuhause ausziehen, wovon dieser Zeitpunkt abhängt und welche Faktoren eine Rückkehr bedingen. Des Weiteren wird betrachtet, welche Auswirkungen der Auszugsprozess auf das
Selbstverständnis der jungen Menschen hat und inwiefern dieser schließlich die
Eltern-Kind-Beziehung beeinflusst.
Als empirische Grundlage werden die Daten der Studie "Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (AID:A)" des Deutschen Jugendinstituts (DJI) herangezogen.
Die Untersuchungspopulation umfasst junge Erwachsene im Alter von 18 bis 32 Jahren. Für die Analysen wird auf eine Fallzahl von über 7.500
Personen zurückgegriffen.
Die empirischen Ergebnisse zeigen unter anderem, dass junge Erwachsene insbesondere dann zum ersten Mal das Elternhaus verlassen, wenn sie institutionalisierte
Übergänge (z. B. den Schulabschluss) im Lebenslauf vollziehen. Zudem kehren diejenigen seltener zu ihren Eltern zurück, die bereits soziale und ökonomische Statusübergänge (wie das Eingehen einer festen Partnerschaft resp. die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit) durchlaufen haben. Die räumliche Trennung von den eigenen Eltern wirkt sich positiv auf das Selbstverständnis erwachsen zu sein aus. Rückkehrer wiederum fühlen sich
häufiger jugendlich im Vergleich zu denjenigen, die außerhalb des Elternhauses
wohnen. Außerdem führt die Erfahrung einer räumlichen Ablösung bei den jungen Erwachsenen dazu, in schwierigen Situationen häufiger Rat und Unterstützung
bei den Eltern zu suchen als dies bei denjenigen der Fall ist, die noch nie von Zuhause ausgezogen sind