In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, wie durch die Tätigkeit des Sprechens Bindung erzeugt wird. Die Kernthese lautet, dass es eine grundlegende Bindung gibt, die aus dem Umstand resultiert, dass vokale Symbole nur durch eine gemeinsame Tätigkeit von Sprecher und Hörer erzeugt werden können. Nur wenn der Hörer Laute als vokale Symbole identifiziert, ist die Äußerung des Sprechers eine sprachliche Äußerung, mit der eine Feststellung gemacht, eine Frage gestellt oder ein Befehl gegeben werden kann. Mit der Terminologie der Sprechakttheorie läßt sich daher sagen, dass auf der Ebene des lokutionären Aktes bereits eine Bindung bestehen muß, damit ein illokutionärer oder perlokutionärer Akt möglich ist. In der vorliegenden Untersuchung wird diese Bindung herausgearbeitet, indem verschiedene, teilweise sehr unterschiedliche Kommunikationsmodelle untersucht werden, die das Problem der kommunikativen Bindung thematisieren. Nach einer einführenden Besprechung von Paul Watzlawicks Annahmen zum Beziehungsaspekt von Kommunikation wird auf einige Aspekte des Zeichenmodells von Charles Sanders Peirce eingegangen. Mit Peirce werden Strukturmerkmale von vokalen Zeichen erarbeitet, die für die weiteren Untersuchungsschritte der Arbeit wegweisend sind. Im nächsten Kapitel wird auf die Konzeption des Symbolischen Interaktionismus von Georg Herbert Mead eingegangen, um ein Modell zu entwickeln, wie aus einfachen Interaktionen vokale Symbole generiert werden. Anschließend wird die Sprechakttheorie von John Langshaw Austin und John Searle behandelt. Dabei steht zunächst die Frage nach der Struktur der "illocutionary force" im Mittelpunkt. Daran schließt sich eine Analyse der These Searles an, dass ein "symbolizing move" als Kern eines Sprechaktes anzunehmen ist. Die Ergebnisse dieser Analyse werden mit den Ergebnissen der Untersuchung des Symbolischen Interaktionismus in ein Modell zusammengeführt, mit dem eine Sprecher und Hörer verbindende "locutionary force" identifiziert werden kann. Diese tritt bei der Konstitution von vokalen Zeichen durch die gemeinsame Aktivität eines Sprechers und eines Hörers auf und ist als eine Voraussetzung der "illocutionary force" anzusehen. Dieses Modell wiederum wird mit der Theorie des kommunikativen Handels von Jürgen Habermas verbunden, um die fragliche Bindungskraft in der lebensweltlichen kommunikativen Alltagspraxis von Sprechern und Hörern zu lokalisieren. Es wird eine Abgrenzung gegenüber der von Habermas angesprochenen Bindungskraft vorgenommen, einer Bindungskraft, die auf der semantischen und nicht auf der semiotischen Ebene von Sprechakten angesiedelt ist. Es zeigt sich zudem, dass die in der vorliegenden Arbeit aufgezeigte Bindung die der Kommunikation eigentümliche Bindung ist, - zumindest dann, wenn man Kommunikation als Akte des Sprechens auffaßt. Abschließend wird anhand einer alltäglichen Gesprächssituation das Auftreten und die Wirkungsweise dieser Bindungskraft beispielhaft erläutert.The subject of this research is how the activity of speaking generates binding. The thesis is that vocal symbols can be generated solely through the common activity of a speaker and hearer. In this common activity a certain kind of binding can be identified. Only if the hearer takes certain acoustic noises as a symbolic utterance, the speaker is able to make a statement, ask a question or give an order. On the basis of the terminology of the speech act theory, it can be stated, that there has to be a certain binding at the level of the locutionary acts to enable a speaker to perform illocutionary or perlocutionary acts. The binding in question is examined by analysing different communication models, which are engaged in communicative binding problems. Firstly Paul Watzlawick's assumptions about the status of interpersonal relations within communication are discussed shortly. Secondly some decisive features of vocal symbols are defined according to the semiotic model of Charles Sanders Peirce. Thirdly Georg Herbert Mead's Symbolic Interactionism is discussed to gain a model how symbols are generated through elementary interactions. Fourthly the speech act theory of John Langshaw Austin and John Searle are analysed in detail to understand the concept of the "illocutionary force". Fifthly the concept of the "symbolizing move" - according to Searle the core of a speech act - is scrutinized. Sixthly the results of these examinations are combined with the results of the discussion of the Symbolic Interactionism to a model that provides the identification of a "locutionary force". This "locutionary force" is a binding force between a speaker and a hearer. It occurs by the constitution of vocal symbols through the common activities both of the speaker and the hearer. It is claimed that this force is a necessary condition for the illocutionary force. Seventhly these outcomes are connected with the theory of communicative action of Jürgen Habermas. With this connection the binding force is made transparent and identifiable within the common communicative practises in the life-world (Lebenswelt) of speakers and hearers. It is shown that the semiotic binding force is both fundamental and essential for communicative acts. Finally the occurrence and the effects of the binding force in an ordinary interlocution are illustrated