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Kolb, Hermann Dietrich

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E 1 e i e a u f  d e n  T o d  G e o r g e  H o f f m a n s ,  a k a d e m i s c h e n  B ü r g e r s  a u f  d e r  U n i v e r s i t ä t  z u  D o r p a t  v o r g e l e s e n  a m  S a r g e  d e s  E n t s c h l a f e n e n  v o n  W h  s e i n e m  C o  m  i i i t o n e n  H e r r m a n n  D  i  e  d  e  r  i  c  h  K  o  I  b .  D o r p a t ,  d e n  2  S  s  t  e  n  N o v e m b e r  1  S  !  2 .  Gedruckt bei M. G. Grenzius, Universitäts-Buchdrucker. JBIEJ.I O'l K: \ A C A P K U '  f  . B Oit F ÄTV Ist zu drucken erlaubt worden. Dorpat, den 1. December 1842. Dr. D. G. Balk, Censor. O j L  Omnes eodem cogimur; omnium Versatur urna senus ocius Sors exitura et nos in aeternum Exsilium impositura cymbae. H o r .  Ç Jjeht ihr die Statte dovt, vom Mondenlicht umflossen, Wo wie die Mitternacht das Leben düster schweigt ; Die Trauerbirke, die mit dunkl'em Laub entsprossen, Vom Abendhauch bewegt, sich über Gräber beugt î Dort winkt die Ruhe ! — wenn erstarrt die Pulse stocken, Das Auge matt sich schliefst, der Geist die Erde flieht ; Dort winkt die Ruhe! — wenn die dumpfen Todtecglocken Sich mischen in das wehmuthsvolle Sterbelied, Doch es durchzuckt die Brust ein schaudervolles Beben, Wenn vor dem hellen Blick sich dehnt die finstre Gruft; Und die Gedanken, die von dort herüberschweben, Weh'n kalt das Leben an, wie feuchte Grabesluft, Der Mensch, gekrönet mit dem Strahlenkranz der Wonne, Bleibt bleich und zitternd bei dem Zeitenrade stehn; Mit rothem Schein siebt er im Geist die Abendsonne Des Erdenglückes, hinter Gräbern untergehn. Nicht die Unsterblichkeit mit ihrem Aetherflügel , Der durch Planeten rauscht, und sich in Sonnen taucht, Verscheucht die blasse Furcht vor jenem Leichenhügel, Aus dessen dunk'Iem Sclioofs der Duft des Moders raucht, Der vveifsgelockte Greis sieht bang' und zitternd fliehen Das Erdenleben, das er schwach umklammert hält ; Nicht ew'ge Jugend, nicht ein schöneres Erblühen, Reifst ihn zur Sehnsucht hin für eine befs're Welt, Gern weilt das Leben, wo der blaue Aetherbogen Durchwirkt mit Weltengold den Erdenball umspannt ; Umlacht vom jungen Grün, umhüpft von Silberwogen, Blickt es mit Grausen in das dunk'Ie Schattenland: Und wenn noch Jugend warm den Rosenodem hauchet, Auf das vom braunen Haar umlockte Angesicht, Die heitre Seele sich in's Meer der Freude tauchet, In dem kein nackter Fels die Purpur welle bricht ; Dann fleht der Mensch , dais nie die bange Abschiedsstunde Mit dumpfem Glockenschlag' ihn rütt'le aus dem Traum ; OÎ dann vertauscht er nicht die enge Erdenrunde, Mit dem unendlichen, dem ew'gen Himmelsrauro ! Und schaudernd flieht er vor des Grabes off'nem Schlünde', •o üßW In dem durch keinen Rifs das Licht des Tages bllnzt; Auf dessen tiefgesenktem, schwarzen, kalten Grunde, Ein Schädel weifsgebleicht ihm starr entgegerigrinzt. Verklärter Î der des Herzens muut're Schläge fühlte, In dem der Lebensstrom durch tausend Adern flofs ; Um dessen Wange sanft die Morgenröthe spielte, In dessen Auge sich des Aethers Blau ergofs î Des Todes Fittig rauscht — ach! es erlosch die Kerze, Und Leichenduft verweht der Wange Jugendschein ; Des Grabes Dunkel hüllt mit schauerlicher Schwärze In tiefe Mitternacht das starre Auge ein. Da stand der Jüngling ! — und im magischen Gewände Umkreiste sich die Welt vor seinem trunk'nen Blick; Es tanzten vor ihm her, verknüpft mit ros'gem Bande Die holde Freude und das feuerfarbne Glück I 2hm lachte die Natur, mit reiner Seelenvvonne Schlofs er an seine Brust des Schöpfers Weltenall, Ihm lachte die Natur, und jede neue Sonne Bracht ihm Entzücken mit aus ihrem Meerkrystalle Ach î vierzehnmal wälzt sich der Erdbali um die Pole ) Und öder wird die Welt, und dunk'ler wird der Blick; Dahin entflieht der Geist auf leichter Aethersohle Und läfst den Jüngling in des Todes Arm zurück. Durchbrach der SchattenfUrft zum Leben neue Bahne ? Was hemmt die Fluth so schnell, die sich ergiefst ins Herz Mit frischem Wangenroth weht der Gesundheit Fahne, Und doch besiegt sie nicht der Sense scharfes Erz, *) Er starb nach einem vierzehntägigen Krankenlager, Ihr Luftgebilde mit des Abends letztem Strahle, Seyd ihr auch Jhingeflohn in's ferne Geisterland Ihr Wesen höh'rer Art, ihr kühnen Ideale, Ihr Sonnen , die in seiner Jugendbrust gebrannt ! Doch wird der Schleier, den die Phantasie bemalet, Von reiner Wahrheit dem verklarten Blick enthüllt: Da sieht er, wie der Thron des grofsen Schöpfers strahlet, Und wie im Raum sich dreht ein jedes Sternenbild, Auch dieses Lieben flicht dem Erdensohne Kränze , Er fühlt sich hochbeglückt , wenn sie ihn mild umziehn ; Der Liebe Rosen pflückt es aus dem jungen Lenze , Und aus des Sommers Glut der Freundschaft Immergrün, In dem gebrochnen Blick lacht nie die Liebe heiter, Und auf der Urne lebt der Ereundschaft letztes Wort ; Vernichtet sinkt dahin des Ruhmes Wolkenleiter, Und nur der Nachruhm tönt, wie schwindend ein —- -àoord. Entschlafner ! auch du warst mit jedem Kranz umwunden, Mit jedem Gut beschenkt, von jeder Freud* umrauàchfc; Ach ! alles, alles ist zerronnen, und verschwunden, Und alles ist mit der Unsterblichkeit vertauscht! Die ernste Wissenschaft bewachte deine Tritte, Die Rose lachte dir, das heit're Immergrün; Du warst ein Kleinod in der theuren Aeltern Mitte, Mit Wonne sahen sie zum PVlanne diçh erblühn. Wer ist der Greis, dem dort gebückt auf seinem Stabe Die kalte Thräne an der grauen Wimper hangt ? Es ist der Vater, der auf seines Sohnes Grabe Das vorgeschofs'ne Gras mit seinen Zähren tränkt. Und auf dem Kirchhof, unter jenes Baum's Geflüster, Lehnt kraftlos an den Stamm die Matter sich, —• und weint; Es knien um sie her sie tröstend die Geschwister, In deren Auge selbst die feuchte Thräne scheint ! So ruhe du nun sanft in deiner finst'ren Stätte, In die des Todes langer, starrer, Schlaf dich senkt; So ruhe du, bis einst das Schmettern der Trompete> Vom Seraphinenchor des Sarges Deckel sprengt! Zwar schläfst du nicht an deiner lieben Heimath Busen# Die fern von hier der Ostsee Welle sanft bespült; *) Doch reihen um dein Grab sich Hand in Hand die Musen f  Und Freundschaft weilet hier, die rein und innig fühlt. Auf dann ! — schon ist es Nacht—- hört ihr es, — wie dort oben Vom alten Kirchenthurm die Glocke wimmernd ruft? l Auf dann ! — die Leichenbahre hoch empor gehoben ! Es schreite feierlich der Zug zur offnen Gruft ! Dort in den kalten Sand des Kirchenhofes rolle Der schwarze Sarg hinab um den wir weinend stehn ; Und hallt mit dumpfem Ton die erste Erdenscholle: Dann schweb' um uns sein Geist, und fiustre— Wiedersehn! *) Er ward in Reval geboren. 

Elegie auf den Tod George Hoffmans, akademischen Bürgers auf der Universität zu Dorpat vorgelesen am Sarge des Entschlafenen von seinem Comilitonen Herrmann Diederich Kolb. Dorpat, den 28sten November 1812. Gedruckt bei M. G. Grenzius, Universitäts-Buchdrucker

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Elegie auf den Tod George Hoffmans, akademischen Bürgers auf der Universität zu Dorpat vorgelesen am Sarge des Entschlafenen von seinem Comilitonen Herrmann Diederich Kolb. Dorpat, den 28sten November 1812. Gedruckt bei M. G. Grenzius, Universitäts-Buchdrucker

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