Cholsäure und Desoxycholsäure wirken am Kaninchen in kleinen Dosen auf die Gerinnbarkeit des Blutes steigernd. Die Gerinnungszeit wird verkürzt, der Gehalt an Gerinnungskomponenten, wie Thrombin und Fibrinogen, im Serum wird dementsprechend vermehrt. Bei mittleren und grossen Dosen erfährt die Blutgerinnung dagegen eine Hemmung, wobei die Gerinnungskomponente sich vermindern. Wenn die genannten Gallensäuren im Reagenzglas dem Blut direkt zugesetzt werden, so wirken sie in niedrigeren Konzentrationen fast gar nicht. Daher ist zu schliessen, dass es sich bei der Wirkung dieser Substanzen um eine Reaktion im lebenden Organismus handelt. Auf die gerinnungsfördernde Wirkung des Adrenalin wirken die beiden Substanzen in kleinen Dosen verstärkend, während bei grösseren Dosen ein Antagonismus konstatiert wird. Nach der beiderseitigen Durchtrennung des Splanchnicus wird die fördernde sowie die hemmende Wirkung der beiden Substanzen beträchtlich abgeschwächt, ein Beweis dafür, dass die Wirkungen in der Hauptsache zentral bedingt sind. Auf die Retraktilität des Blutcoagulum wirken sie proportional der Gerinnungszeit in kleinen Dosen steigernd, in mittleren und grossen herabsetzend. Die Wirkungen der beiden Gallensäuren auf die Blutgerinnung unterscheiden sich nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ fast gar nicht