Über die Zustände der Alkoholmenge im Blute (IV. Mitteilung.) Über den Einfluss der Injektion von Calciumsalz- und alkalischen Phosphatlosungen auf die Alkoholmenge im Blute
Seitdem Prof. Oscar Loew im Jahre 1882 nachgewiesen hat, dass Galcium. als Hauptbestandteil aller Zellkerne die grösste Rolle spielt und die Zellen absterben, wenn manihnen das Calcium durch Calcium niederschlagende Salze entzieht, sind die Calciumforschungen so rege geworden, dass es jetzt eine wohlbekannte Tatsache ist, dass dieser Stoff in Knochen, Blut, Gewebsflüssigkeit und Zellen des Organismus enthalten ist und ein für das Leben des letzteren unentbehrliches Element darstellt. Über die physiologische Wirkung von Chlorcalcium haben wir bereits fast unzählige Forschungsresultate vorliegen. Es übt auf die verschiedenen Zellen Reize aus (Bieberferd). Nach Yagi vermindert es die Erregbarkeit von Nerven und Muskeln. Nach Nagai, Ito, Yamaguchi, Sumi und Usui beschleunigt es die fressende Funktion der Leukozyten sowie Retikuloendothelien. Ferner wissen wir auch schon, dass es die Entstehung des Immunkörpers im normalen Zustand oder durch Immunisierung fördern (Okada u. Suzuki), die Vorgänge der Ex- und Transsudation hemmen (Wreight) und der Blutgerinnung Vorschub leisten kann etc. Deshalb kann man sich wohl mit Recht vorstellen, dass die Darreichung einer angemessenen Calciummenge auf den Organismus günstig wirkt. Andererseits wird die von Prof. Dr. Matuo und seinen Schülern festgestellte Tatsache in unserem Lande mehr und mehr bekannt, dass Calcium auf verschiedene Leberfunktionen steigernd wirkt. Ausserdem hat Verfasser früher schon erwähnt, dass bei Kaninchen peroral eingenommener Alkohol im Körper durch Oxydation zersetzt wird und zwar leichter bei hohem Leberglykogengehalt als bei geringem. Er schloss daraus, dass die Oxydation des vom, Körper eingenommenen Alkohols gesteigert wird, wenn die Leberfunktionen erhöht Sind. Auf Grund dieser Beobachtung stellte er diesmal bei Kaninchen genaue Untersuchungen uber die Einflüsse von Injektionen von Calciumsalz- und alkalischen Phosphatlösungen, die den Geweben das Calcium entziehen sollen, auf den Verlauf der Oxydation von peroral eingenommenen Alkohols im Körper an.
Nachdem männlichen Kaninchen von etwa 2kg Körpergewicht 10ccm 10%iger Alkohollösung pro kg per os gegeben worden war, untersuchte der Verfasser die Zustände der Alkoholmenge im Blut sowie im Harn. Die Resultate sind wie folgt: 1) Bei Vorbehandlung mit intravenöser Injektion von 10ccm 3%iger Chlorcalciumlösung war die Kurve der Alkoholmenge im Blute im allgemeinen niedriger als bei der Kontrolle und neigtc schncller als bei der letzteren dazu, zum frühen Zustand zurückzukehren. Injizierte man vorher die doppelte Menge Chlorealcium-Lösung, so war dieses Verhaltnis um so ausgeprägter. Die Kurve der Alkoholmenge im Blute war im Vergleieh zu der Kontrolle weit niedriger und kehrte schneller zum frühen Zustand zurück, wobei auch die Kurve der Alkoholmenge im Harn im Vergleich zu der Kontrolle meist in fast der gleichen Zeit zum frühen Zustand züruckkehrte. Man konnte dabei nicht konstatieren, dass hier in bezug auf den Zeitraum bis zur Wiederherstellung der ursprünglichen Konzentration ein grösserer Unterschied herrschte. Aber beim. Versuchstiere war die Konzentrationskurve im allgemeinen niedriger und eine weit geringere Gresamtalkoholmenge wurde im Harn ausgeschieden. Injizierte man eine grosse Menge von Calciumsalzlösung intravenös, so nahm das Tier im Vergleich zu der Kontrolle ein Verhalten an, als ob es eine grössere Alkoholmenge vertragen könnte und die Oxydation des in den Korper eingenommenen Alkohols steigerte sich sehr. Bei der Vorbehandlung mit intravenöser Injektion von 10ccm alkalischer Phosphatlösung ((P)H=8.0-8.2) zeigte die Kurve der Alkoholmenge im Blute im Vergleich mit der Kontrolle zwar keinen grösseren Unterschied, war aber etwas höher. Die Zustände
der Alkoholmenge im Harn waren von der Kontrolle bezüglich der Konzentrationskurve nicht so sehr verschieden. Die Gesamtalkohohnenge, die bis zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes ausgeschieden wurde, war ein wenig grösser. Es verhielt sich dabei mngekehrt als bei dem Fall, wo eine grosse Menge Chlorealcium-Lösung bei der Vorbehandlung eingespritzt wurde. Aus der obigen I., II., III. und IV. Mitteilung ergibt sich, dass bei der Umstimmungstherapie des Organismus, zwecks Steigerung und Beschleunigung der Oxydation in ihm, die Vermehrung des Leberglykogens (z.B durch Injektion von Traubenzuckerlösung), die Steigerung der Thyreoideafunktion (z.B. (durch Einspritzung einer angemessenen Thyroxinmenge) und die Vermehrung der Calciumsalzmenge im Blute oder Gewebe (z.B. durch Injektion einer grösseren Menge von Chlorcalciumlösung) erfolgreich wirken können, wie es die Alkoholämie zeigt