Prosopographia Memphitica: individuelle Identitäten und kollektive Biographien einer Residenzstadt des Neuen Reiches

Abstract

Das primäre Ziel meiner Arbeit ist es, das Gesellschaftsgefüge der memphitischen Region für die Zeit des Neuen Reiches erstmals auf einer Vollständigkeit anstrebenden, breiten Basis näher zu beleuchten. Dazu soll zunächst eine aktualisierte und umfassende Sammlung an Personendaten für die memphitische Region erstellt werden. Die Materialgrundlage ist dabei bewusst sehr breit angelegt und nicht auf ausgesuchte Personenkreise beschränkt, sondern durchdringt alle im epigraphischen Befund belegten sozialen Schichten der memphitischen Bevölkerung. Obwohl die Zusammenstellung prosopographischer Daten eine gängige Methode darstellt, die gesellschaftliche Interaktion alter Kulturen abzubilden und zu analysieren, wurde sie in der Ägyptologie des 3.-2. Jahrtausends v. Chr. erstaunlicherweise schon längere Zeit nicht mehr auf breiter Basis angewandt. Für die großen Fundplätze wie etwa Theben im 2. Jahrtausend oder die Zeit der Pyramidenprojekte des 3. Jahrtausends v. Chr. existieren lediglich Separatabhandlungen. Die wenigen Versuche, wie etwa die „Materialien zur Wirtschaftsgeschichte“ von Wolfgang Helck, sind mehr als 50 Jahre alt und konnten noch nicht auf die heutige Datenfülle und digitalen Rechercheoptionen zurückgreifen. Im Herbst 2013 wurde mit der Zusammenstellung des Inschriftenmaterials und dem Aufbau einer prosopographischen Datenbank begonnen. Die Datenaufnahme und -speicherung erfolgt in einer zu diesem Zweck angelegten FileMaker-Datenbank. Jede Person erhält hier einen Eintrag, der mit einer stabilen Personen ID versehen ist. Die Hauptunterscheidungskriterien einzelner Individuen sind deren Datierung, Genealogie und Titulatur (hier vor allem Titelfolgen und Kombinationen). Jedem Datenbankeintrag sind mehrere Datenblätter untergeordnet, in denen die unterschiedlichen prosopographischen Informationen zu einer Person dokumentiert werden können. Bislang konnten 1611 Personen in die Datenbank eingespeist werden, eine im Vergleich in der Ägyptologie für diesen Zeitraum bislang noch nicht prosopographisch verarbeitete Größenordnung. Da die überlieferten Privatdenkmäler memphitischer Amtsträger innerhalb eines komplexen Geflechts sozialer Interaktion als Medium zur Selbstrepräsentation und Mittel zur Partizipation und Kommunikation fungieren, ermöglicht die Sammlung und Auswertung der Texte es die Vorgänge sozio-kultureller Kommunikation und der jeweiligen personellen Teilhabe daran zu untersuchen. Dabei greift mein Vorhaben auf der einen Seite auf klassische Instrumentarien mit dem Ziel der Identifikation von Individuen, genealogischen Zusammenhänge und Karrieren zurück. Die Herangehensweise wird auf der anderen Seite mit den Chancen einer Methodik untermauert, die sich darüber hinaus der Erarbeitung von Kollektivbiographien zuwendet. Durch sie werden die einzelnen Personen nicht als isolierte Einheiten, sondern als Individuen definiert, die auf sozialer Ebene untereinander agieren, soziale Bindungen eingehen und demnach bestimmten Personengruppen und sozialen Netzwerken zugeordnet werden können.Egypt\''s capital and royal residence – Memphis – and its exceptional rich inventory of textual sources forms the main focus of my dissertational project. The remaining epigraphic material dating to the New Kingdom, mainly originates from Memphite burial contexts and contains therefore high quantities of prosopographic data (e.g. names, titles, geneaological relations), which provide information about the administrative and cultic personnel belonging to different Memphite institutions. Nevertheless, investigations of the people, who are recorded in inscriptions they left intentionally on objects and monuments in the Memphite region have occurred only sporadically. Moreover, the relevant works consist mostly of bare compilations of personal data and their arrangement to prosopographic lists. That\''s why it is the aim of my thesis to document all individuals attestested on inscribed monuments as well as their relationship with each other marked by social and genealogical ties. Based on that I\'' like to attain a regional prosopography for the whole New Kingdom, which is for the first time not limited to specific groups of people, but illuminates all identifiable social classes of the Memphite society

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