thesis

Verhaltenspharmakologische und metabolische Untersuchungen akuter und chronischer Modulationen des Endocannabinoidsystems der Ratte

Abstract

Das Endocannabinoidsystem spielt eine große Rolle bei der Regulation verschiedener physiologischer Prozesse, indem es die synaptische Transmission moduliert. Es wird postuliert, dass das Endocannabinoidsystem homöostatisch auf eine Dysregulation von verschiedenen Neurotransmittersystemen reagiert und somit protektiv auf die Entwicklung schizophrener Psychosen wirken kann. Auf der anderen Seite gilt Cannabiskonsum während der Pubertät als Risikofaktor für die Ausbildung einer psychotischen Symptomatik im jungen Erwachsenenalter. Dies ist im Wesentlichen auf den psychotomimetischen Hauptbestandteil von Cannabis sativa, Δ9- Tetrahydrocannabinol (Δ9-THC), zurückzuführen. Der zweite Hauptbestandteil der Pflanze, Cannabidiol, wird hingegen als mögliches Antipsychotikum diskutiert. Der genaue Wirkmechanismus ist allerdings noch nicht gut verstanden. In der vorliegenden Arbeit wurde die Hypothese, dass Cannabidiol das Endocannabinoidsystem moduliert und darüber seine antipsychotische Wirkung entfaltet, überprüft. Zudem wurde untersucht, ob die Modulation des Endocannabinoidsystems über die Inhibition von Endo-cannabinoidabbau oder –aufnahme (Hochregulation der Endocannabinoide) Verhaltensänderungen induziert. Die verhaltenspharmakologischen Untersuchungen ergaben, dass bei adulten Ratten unter weitestgehend stressfreien Haltungs- und Testbedingungen die Hochregulation der Endocannabinoidkonzentration keine Auswirkung auf das Verhalten hat. Zudem stellte sich heraus, dass die beim Menschen wirksame Cannabidiol-Menge nicht ausreicht, um auch bei der Ratte adäquate Spiegel im Gehirngewebe zu erreichen. Die chronische pubertäre Behandlung mit dem synthetischen Cannabinoid WIN 55,212-2 gilt als etabliertes Tiermodell für Schizophrenie bei Ratten. Im Rahmen dieser Arbeit wurde untersucht, ob sich dieses Modell auch mit dem vom Menschen konsumierten Δ9-THC reproduzieren lässt, und in wie weit die Darreichungsform die Wirkung der Cannabinoide beeinflussen kann. Die pubertäre Applikation von Δ9-THC in einer öligen Darreichungsform resultierte nicht in langfristigen Verhaltensdefiziten. Außerdem wurde dessen Wirkung auf die Glukoseutilisation während einer Verhal-tensaufgabe mittels Positronen-Emissions-Tomographie (Verhaltens-PET) untersucht. Das Verhaltens-PET stellte sich im Hinblick auf Tiermodellstudien als eine geeignete Methode heraus, jedoch konnten in dieser Arbeit keine metabolischen Veränderungen festgestellt werden. Allerdings zeigte sich, dass die Wirkung des Δ9-THC auf das Verhalten der Tiere durch die Darreichungsform beeinflusst wird, wobei eine schnelle Kinetik, die durch eine wässrige Formulierung erreicht wird, entscheidender zu sein scheint als die im Gehirngewebe erreichte Endkonzentration. Diese Arbeit verdeutlicht die Komplexität des Endocannabinoidsystems sowie des psy-chiatrischen Tiermodells. Wie die heterogenen Ergebnissen in der Literatur zeigen, ist das Tiermodell durch unterschiedlichste Faktoren wie Haltungsbedingungen, Stress oder die Darreichungsform des Cannabinoids sehr beeinflussbar. Mit dem Verhaltens-PET steht eine neue Methode zur Verfügung, mit der zerebrale Regulationsmechanismen des Endocannabinoidsystems sichtbar gemacht werden können, die sich nicht zwangsläufig einheitlich phänotypisch äußern

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