In der Ökonomie und der Politik gibt es eine Vielzahl an Wirtschafts- und Sozialreformen und -maßnahmen, die in der Diskussion stehen. Jedoch beschäftigen sich nicht nur Politiker und Ökonomen mit möglichen Implikationen und Konsequenzen verschiedener Reformmaßnahmen; auch ökonomische Laien, die nicht über ausgewiesenes ökonomisches Fachwissen verfügen, entwickeln Meinungen zu politischen Reformmaßnahmen und haben Vorstellungen darüber, wie "die Wirtschaft" funktioniert. Das Ziel dieser Arbeit ist herauszufinden, wie verschiedene Gruppen der Bevölkerung unterschiedliche Maßnahmen beurteilen, wie sie den Staat, andere Institutionen und die Arbeits- und Lebensbedingungen wahrnehmen und zu analysieren, welchen impliziten Theorien sie hierbei folgen. Es wurde untersucht, wie ökonomische Laien (N=1141 Bürger Deutschlands) und ökonomische Experten (N=80 Professoren ökonomischer Universitätslehrstühle)verschiedene politische Reformmaßnahmen beurteilen. Die Ergebnisse zeigen substantielle Unterschiede zwischen den beiden Gruppen auf. Ökonomen beurteilen eine Reformmaßnahme dann als gut, wenn sie bestimmten ökonomischen Zielen dienlich zu sein scheint (z.B. wenn sie die Arbeitslosigkeit zu senken in der Lage ist oder Wirtschaftswachstum stimulieren kann). Auf der anderen Seite konzentrieren sich ökonomische Laien auf die Frage, ob die einzelne Reformmaßnahme fair und gerecht erscheint. Es kann gezeigt werden, dass Laien in diesen Urteilen beeinflusst werden durch eine Reihe an kognitiven Verzerrungen und bestimmten moralischen Prinzipien folgen(z.B. fixed-pie bias, status quo bias, do-no-harm Heuristik, etc.). Verschiedene Gründe für diese unterschiedlichen Perspektiven von Ökonomen und Nicht-Ökonomen werden diskutiert