thesis

Politische Gewalt und Macht in indonesischer Literatur von 1945 bis zur Gegenwart

Abstract

Obwohl die indonesische Literatur eine sehr junge Literatur ist und sich unter politischen und ökonomischen Umständen entwickelt hat, die ihren Fortschritt eher beeinträchtigt haben, hat sich eine indigene Literaturkritik herausgebildet. Diese hat zwar immer wieder indigene ästhetische Konzepte und Kriterien gefordert, jedoch orientieren sich die fiktionalen Werke bis heute stark an westlichen Vorbildern. Dies wird sowohl anhand der Reflexion politischer Gewalt als auch anhand des Umgangs mit indigenen Konzepten wie dem javanischen Machtbegriff deutlich. Die Dissertation geht von der Fragestellung aus, welche Formen politischer Gewalt in indonesischer Literatur verarbeitet werden, wer die Gewalt ausübt und welche Ursachen die Autoren für die Gewaltausübung nennen. Da die Dissertation einen Beitrag zur Literaturgeschichte der letzten 50 Jahre liefern will, erfolgt die Analyse politischer Gewalt in enger Anlehnung an die historische Entwicklung des Archipels. Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, darzulegen, wie die Autoren verschiedene Arten der Gewalt in den Phasen politischen Umbruchs, dem Unabhängigkeitskampf von 1945, der Bewegung des 30. September 1965 (Gerakan 30 S) und der Reformationsära, die 1998 begann, wahrgenommen und beschrieben haben. Ziel dieser Ausführung ist es, Parallelen und Unterschiede zwischen den jeweiligen Texten festzustellen, die Selbstwahrnehmung und Funktion der indonesischen Schriftsteller in der Gesellschaft nachzuweisen und anhand der Reflexion politischer Gewalt Besonderheiten der jeweiligen historischen Epochen herauszustellen. Die Interpretationen sind sich eines erschwerenden Umstands bewusst: in der kurzen Geschichte der indonesischen Literatur hat es nur selten einen Zeitraum gegeben, in dem keine Zensur stattfand. Des weiteren stellt sich die Dissertation die Frage, auf welche Weise indigene Konzepte und Kriterien, wie sie zum Machtbegriff in Indonesien, speziell auf Java, existieren, in den fiktionalen Werken reflektiert werden. Es wird analysiert, ob der javanische, von Benedict O.G. Anderson, Atmojo und Franz Magnis-Suseno postulierte Machtbegriff auf die Literatur angewendet wird oder ob nicht andere, einerseits von westlichen Gedanken und andererseits von der islamischen Religion beeinflusste Konzeptionen von Macht eine entscheidende Rolle für die indonesische Literatur spielen

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