Interoception and inhibitory capacity in panic disorder and somatoform disorders

Abstract

Hintergrund: Nach Damasios Theorie der Somatischen Marker werden Entscheidungen in komplexen Situationen durch die Wahrnehmung physiologischer Vorgänge (Interozeption) sowie durch die individuelle Fähigkeit zu dieser Wahrnehmung (Interozeptivität) beeinflusst. Im Sinne zielgerichteten Verhaltens müssen die auf diese Weise gewonnenen, emotional mediierten Informationen bei Bedarf reguliert werden, wofür präfrontal initiierte, inhibitorische Prozesse maßgeblich sind. Die hierfür notwendige Inhibitionskapazität kann durch die vagal mediierte und präfrontal modulierte Herzratenvariabilität (HRV) peripherphysiologisch quantifiziert werden. Die Interaktion interozeptiver und inhibitorischer Fähigkeiten bei Entscheidungen unter emotional ablenkenden Bedingungen ist im klinischen Kontext insbesondere bei Krankheitsbildern mit disinhibitorischen und körperwahrnehmungsbezogenen Symptomen relevant. Die vorliegende Studie untersuchte Entscheidungsprozesse unter emotionalen Einflüssen bei Patienten mit Panikstörung und Somatoformen Störungen. Methode: 17 Patienten mit Panikstörung und 20 Patienten mit Somatoformen Störungen wurden im stationären Setting einer psychosomatischen Klinik untersucht. Die Interozeptivität wurde mit einer Trackingaufgabe des Herzschlages bestimmt, zur HRV-Bestimmung ein EKG unter Ruhebedingung aufgezeichnet. Entscheidungsprozesse wurden mit Hilfe einer emotionalen Flanker Task und der Iowa Gambling Task untersucht. Ergebnisse: Bei Patienten mit Panikstörung zeigte sich eine negative Interaktion zwischen HRV und Interozeptivität, die darüber hinaus mit der Ablenkbarkeit durch emotionale Reize in der Flanker Task assoziiert war. Bei Patienten mit Somatoformen Störungen traten diese Zusammenhänge nicht auf. Patienten mit Panikstörung zeigten eine signifikant niedrigere HRV im Vergleich mit Patienten mit Somatoformen Störungen. Diskussion: Die Ergebnisse legen nahe, dass Interozeptivität und Inhibitionskapazität jeweils allein nicht ausreichend sind, um die untersuchten klinischen Störungen spezifisch zu charakterisieren. Eine negative Interaktion beider Maße allerdings scheint spezifisch mit der Panikstörung assoziiert zu sein und spricht für eine präzise, aber dysfunktionale interozeptive Wahrnehmung bei verminderter Regulationskapazität, was sich in der Beeinflussung der Aufmerksamkeitsausrichtung durch emotionale Prozesse manifestiert

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