thesis

Molekularbiologische und histologische Analyse der Muskelentwicklung von Nematostella vectensis

Abstract

Die im Brackwasser lebende Seeanemone Nematostella vectensis gehört zu den Anthozoen, die eine basale Gruppe innerhalb des Stammes der Cnidarier darstellen. Cnidarier sind Diploblasten. Ihr Körper ist aus nur zwei Keimblättern, dem innenliegenden Entoderm und dem außenliegenden Ektoderm aufgebaut. Das dritte Keimblatt der Bilaterier, das Mesoderm, fehlt den Cnidariern. Eines der Hauptderivate des Mesoderms in Bilateriern ist Muskelgewebe. Obwohl Nematostella kein Mesoderm besitzt, haben die Polypen eine stark entwickelte Muskulatur, die sich im wesentlichen innerhalb der Mesenterien entwickelt. Die Mesenterien sind entodermale Falten, die den Gastralraum der Tiere unterteilen. Sie haben verschiedene Bereiche mit unterschiedlichen Funktionen. Neben der Retraktormuskulatur besitzen die Mesenterien spezialisierte Zellen mit Aufgaben in der Verdauung, Gonaden und Nematocyten. In dieser Arbeit wurde die Entwicklung der Muskulatur licht- und elektronenmikroskopisch von frühembryonalen Stadien, Larvenstadien, Metamorphosestadien und adulten Tieren histologisch untersucht. Die Analysen zeigten, dass die Mesenterien paarweise in einer bestimmten räumlichen Abfolge nach innen auswachsen und dabei die unterschiedlichen Gewebetypen des Mesenteriums von proximal nach distal nacheinander differenzieren. Weiterhin hat Nematostella, obwohl sie kein Mesoderm hat, die für Triploblasten charakteristischen, mesodermalen und muskelspezifischen Gene (z.B. brachyury, snail, twist, gata). Um die Regulation der Muskeldifferenzierung bei einem Diploblasten durch „mesodermale“ Gene zu untersuchen, wurden Expressionsanalysen der muskelspezifischen Gene gata und Myosin Heavy Chain (MyHC) durchgeführt. Die Expression von gata beginnt vor der Expression von MyHC. In frühen Entwicklungsstadien von Nematostella werden beide Gene in den Anlagen der Mesenterien koexprimiert, während im Mesenterium der adulten Polypen gata und MyHC in komplementären Mustern exprimiert werden. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass gata an der Musterbildung der Mesenterien beteiligt ist, in der späteren Entwicklung aber die Muskeldifferenzierung negativ reguliert, indem es die Entstehung von Muskeln in bestimmten Bereichen des Mesenteriums unterdrückt

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