Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem anonymen, in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfassten mittellateinischen Gedicht Ascendente Iesu navim, das in nur einer einzigen Handschrift der Stiftsbibliothek Admont (CAd 128) überliefert ist. Bei CAd 128 handelt es sich um eine um die Mitte des 13. Jahrhunderts in einem süddeutschen Skriptorium geschriebene Sammelhandschrift, deren Inhalt sich überwiegend aus Texten in Frankreich wirkender Autoren zusammensetzt. Da manche Texte dieser Handschrift, wie Ascendente Iesu navim, bis jetzt kaum Beachtung gefunden haben, wurde dieses Gedicht nun ediert, übersetzt und kommentiert.
Inhaltlich handelt es sich bei Ascendente Iesu navim um eine papstfreundliches Dichtung im Kontext der Spätphase des deutschen Thronstreits, als der schon gebannte Otto IV., der im Gedicht mit dem biblischen König Saul verglichen wird, seine italienische Angriffspolitik fortsetzt: Zunächst folgt nach einer Einleitung, in der auf die gefährliche Situation, in der sich die Kirche befindet, indirekt hingewiesen wird und der Nennung des Kaisers Otto eine Erörterung des Verhältnisses zwischen sacerdotium und regnum, wobei mit Hilfe von gängigen Vergleichen (Zwei-Schwerter-Bild; Sonne-Mond-Vergleich) und alttestamentlichen Bibelstellen der Vorrang des sacerdotium gegenüber dem regnum dargestellt wird. Der zweite Hauptteil des Gedichts gilt der Begründung des Primats des Petrus und seiner Nachfolger mit Hilfe gern verwendeter Beweisstellen aus dem Neuen Testament.
Eine Besonderheit des Textes, bei dem es sich vermutlich um die versifizierte Fassung eines an Innozenz III., der in Ascendente Iesu navim direkt angesprochen wird, gerichteten Schreibens handelt, ist, dass er Aussagen des Papstes direkt zu übernehmen scheint, was jedoch auf Grund der Quellenlage nicht restlos geklärt werden konnte, ebenso wie die Frage nach Autor und Herkunft des Textes