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Schnelles Sehen

Abstract

»Intelligente« Videoüberwachungstechnologien versprechen einen Zeitvorsprung. Bilder sollen nicht mehr bloß »passiv« registriert, sondern »aktiv« interpretiert, Feinde und drohende Gefahren »augenblicklich« erkannt und gesehen werden. Glaubt man Befürwortern dieser neuen Technologien, so lassen sich mittels automatischer Auswertungen von Körperbewegungen künftig Verbrechen und Gewalttaten verhindern, noch bevor sie überhaupt stattgefunden haben. Doch warum sollen gerade Computerprogramme einen Zeitvorsprung ermöglichen? Und warum ist es dazu notwendig, die Bewegungen des Körpers zu analysieren? Mit dem Ziel, dem Zusammenhang zwischen dem modernen Wunsch des Zeitvorsprungs und der Analyse von Körperbewegungen auf die Spur zu kommen, zeichnet die vorliegende Arbeit - ausgehend von den ersten wissen- schaftlich-experimentellen Bewegungsanalysen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, über die Chronophotographie und Arbeitswissenschaft, bis hin zur (Neuro-)Psychologie - die historische Entwicklung der smart surveillance Technologien nach. Dabei wird die These vertreten, dass mit der Möglichkeit, Bewegung zu analysieren, sie in ihrem kontinuierlichen Fluss aufzuzeichnen und »still« zu stellen, gleichzeitig auch die Möglichkeit entstand, manipulierend ins zeitliche Geschehen einzugreifen: je mehr die Bewegung als »bestimm-« und »berechenbar« begriffen wurde, desto stärker schien auch die Zeit, in der sich die Bewegung voll- zieht, eine »vorhersehbare« und »im Voraus berechenbare« zu sein

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