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Reform oder Utopie?

Abstract

Die Besitzlosigkeit bzw. Armut der Priester und der Verzicht der Kirche auf jede politische Herrschaft waren eine der wesentlichsten Forderungen der hussitischen Bewegung und Inhalt des vierten Prager Artikels (1421). Auf dem Konzil zu Basel verteidigte der englische Theologe Peter Payne dieses Programm in einem theologischen Disput gegen den spanischen Kanonisten Juan Palomar. Diese Arbeit analysiert in ihrem Hauptteil die Rede Paynes vor dem Konzil: Ihre Struktur, die verwendete Begrifflichkeit und die Argumentation Paynes. In der Einleitung wird die Quellenlage behandelt: Alle Reden aus Basel wurden vollständig überliefert (die Rede Paynes in einer einzigen Handschrift) und später ediert. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem „Egerer Richter“ (1432), in dem die hermeneutischen Grundlagen und die Regeln für den Disput formuliert werden. Im dritten Kapitel wird die Genese des vierten Prager Artikels skizziert: Die Reformstimmung in Böhmen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, der entscheidende Einfluss des Wyclifismus auf das theologische Denken (nicht nur) an der Prager Universität. Die Positionen von Johannes Wyclif fanden Eingang auch in das theologische Werk von Johannes Hus, der genauso wie Wyclif die Kritik der angeblichen Missstände in der Kirche (die Simonie) mit der Forderung einer umfassenden Kirchenreform (Rückkehr zum Evangelium und zur Praxis der ecclesia primitiva) verbunden hat. Bei der eigentlichen Analyse der Rede Paynes auf dem Konzil (4. Kapitel) wird zunächst auf die wichtigsten Begriffe eingegangen: Die Definitionen und Begrifflichkeiten stammen ursprünglich vor allem aus dem Kontext des sog. theoretischen Armutsstreites (z.B. Wilhelm von Ockham) und Payne adaptiert sie mit Hilfe von Wyclif auf den ganzen Weltklerus. Als für die Diskussion äußerst problematisch erweist sich der Gesetzesbegriff Paynes: Die Heilige Schrift (in ihrem wörtlichen Sinn) soll der höchste Schiedsrichter sein und steht daher über der Kirche. Das Konzil verstand sich dagegen als der höchste Repräsentant der unfehlbaren Kirche, in der die Schrift normativ ausgelegt werden darf bzw. soll. Seine Thesen begründet Payne hauptsächlich mit einigen Stellen aus der Bibel und mit verschiedenen Zitaten der Kirchenväter (vor allem Klemens von Rom, Hieronymus, Augustinus und Bernhard von Clairvaux). Diese werden im 5. Kapitel genauer analysiert und anschließend wird im 6. Kapitel auch die replica von Juan Palomar bzw. ihre Argumentation kurz vorgestellt

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