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Medienverhalten und -erleben von Kindergartenkindern

Abstract

Im Überblick der vorliegenden Forschungslandschaft zu Mediennutzungsstrukturen von Kindern zeigt sich ein Bild, welches besonders junge Kinder und deren Perspektiven vernachlässigt. Das Projekt Mediengarten, auf welchem die vorliegende Arbeit basiert, schließt diese Forschungslücke ein Stück weit, indem es die medienkulturelle Selbstwahrnehmung von Kindergartenkindern in den Fokus nahm. In Kooperation mit Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik wurde zwischen 2009 und 2011 eine qualitative Forschung durchgeführt, in welcher das Medienverhalten und –erleben von Drei- bis Sechsjährigen in Anwendung verbaler und nonverbaler Erhebungsmethoden untersucht wurde. In dieser Arbeit erfolgt die Triangulation der Bild- und Textdaten zu vier Fokuskindern aus dem Projekt. Diese werden zunächst aus einem medienpädagogischen Blickwinkel betrachtet. Grundlage dieser Auseinandersetzung bildet das Habitus-Konzept von Bourdieu (2009) und dem darauf aufbauenden Konzept eines medialen Habitus nach Kommer (2010). Im Mittelpunkt steht die Frage, welche medialen Praktiken und Einstellungen in den erhobenen Daten sichtbar werden. In Rückbindung an die Theorie wird weiter diskutiert, inwiefern die erhobenen Daten Anlass zur Annahme eines bereits gefestigten medialen Habitus bei Kindergartenkindern geben und inwiefern eine spezifische Typenbildung vorgenommen werden kann. Aufgrund experimenteller Herangehensweisen und der daraus resultierenden Datendiversität beschäftigt sich ein zweiter Schwerpunkt mit dem methodischen Vorgehen im Projekt. Erschlossen wird, welcher spezifische Mehrwert sich aus der Bild- bzw. Interviewanalyse ergibt und wie sich die Ergebnisse zueinander verhalten. Darüber hinaus wird die wissenschaftliche Anschlussfähigkeit dieser heterogenen Daten diskutiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die verwendeten Methoden geeignet sind, um mediale Nutzungsformen und Einstellungen von Kindergartenkindern zu erheben. Im Hinblick auf den Mediengebrauch werden Affinitäten zwischen den vier analysierten Fällen erkennbar, welche sich zudem mit den Ergebnissen angeführter Studien decken. Die sichtbar gewordenen Einstellungen zu Medien zeigen, dass es bereits zur Inkorporation kulturellen Kapitals im Sinne Bourdieus gekommen ist. Die Bewertungsschemata der Kinder orientieren sich im Wirken des Habitus als strukturierende Struktur an jenen der Familie. Auf der Basis der Analysen ist anzunehmen, dass die Bedeutungszuschreibungen zu Medien damit zwar angelegt, aber nicht gefestigt sind. Eine Habitustypbestimmung kann infolge der kleinen Untersuchungsgruppe nicht geleistet werden, wobei diese im Zuge des unabgeschlossenen Inkorporationsprozesses allgemein als verfrüht erscheint. Hinsichtlich der verwendeten Methoden erwies sich die Kombination verbaler und nonverbaler Verfahren als geeignet, einen Zugang zur kindlichen Perspektive zu erreichen. Während die Zeichnungen den offenen Charakter der Forschungssituation betonen, liefern die Interviews wichtige Ergänzungen zu den Bedeutungen der Darstellungen und der sozialen Einbettung des Kindes. In Anlehnung an die bestehende Methodendiskussion erfolgt die Einschätzung, dass die Daten aufgrund eines methodisch kontrollierten Vorgehens durchaus im wissenschaftlichen Diskurs anschlussfähig sind und die Perspektiven für weiterführende Forschungen öffnen können

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