Im Zuge dieser Arbeit sind Netlabels Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit einem Teil einer Musikgemeinschaft, die sich in Chile, zum Großteil in der chilenischen Hauptstadt Santiago, verorten lässt. Diese ist maßgeblich von elektronischen Produktionsbedingungen abhängig und geprägt. Die Verdichtung von Kommunikationsräumen durch das Internet, hat in Bezug auf Musik, die Bedingungen der Produktion und auch die Wahrnehmung und Reproduktion von Lokalität grundlegend beeinflusst. Diese Feststellung hat die Aufmerksamkeit auf Faktoren, die die Aktivitäten der MusikerInnen aus Chile beeinflussen, und die Ankoppelung dieser an die Bedingungen der Lokalität, sowie auf Charakteristiken der Arbeit der MusikerInnen mit Instrumentarien Neuer Medien, gelenkt. Von der allgemeinen Einführung zur Soundproduktion, und ihren technologischen Rahmenbedingungen versuche ich mich dem soziokulturellen Aspekten der Musik, der Notwendigkeit einer „Netlabel-Kultur“, und den AkteurInnen als Teil einer Musikgemeinschaft sowohl über die vorhandene Literatur als auch über qualitative Interviews zu nähern. Ich befasse mich mit theoretischen Bezügen aus dem interdisziplinären Angebot, mit dem Impuls, die Relevanz des aus der Lektüre entstandenen Wissenskontexts für eine Beschäftigung mit Musikkulturen und Neuen Medien im Kontext von Chile aufzuzeigen. Ausgehend von einem Zusammenhang zwischen der Musikproduktion und dem soziokulturellen Kontext des/ der SchöpferIn, werden leitende theoretische Impulse für das auf mehreren Ebenen konzipierte Feld am Beginn der Arbeit den Diskurs über Musik als soziale und kulturelle Produktion im Kontext globaler und lokaler Erscheinungsformen eröffnen. Dieser kann in diesem Rahmen selbstverständlich nicht annähernd „ausgeschlachtet“, aber zumindest soweit geführt werden, dass er die Verständlichkeit empirischer Zusammenhänge gewährt als auch wichtigen wissenschaftlichen Anhaltspunkten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen Platz einräumt. Neben zentralen Bezügen zur kulturellen Hybridisierung mit Hilfe Néstor Canclinis Konzept der Deterritorialisierung und anthropologischen Globalisierungsdiskursen, bietet das Post-Subkultur-Modell des Kulturwissenschaftlers Rupert Weinzierl eine wichtige theoretische Perspektive auf subkulturähnliche Produktionszusammenhänge. In Anlehnung daran werde ich das Netzwerk chilenischer Netlabels betrachten. Ein Umgang mit dem Sound zwischen Text, Kontext und Metakontext, für den ich mich entschieden habe, schließt weiters musikhistorisches und kulturelles Wissen mit ein, das ich im dritten Teil (Sound und Klänge: Historische Kulissen und Kontext(e)), mit Hilfe von Sekundärliteratur und durch kommunizierte Aspekte der Geschmacks- und Lebenswelten der MusikerInnen und Bedeutungen von Musiken, gefiltert erschließe. Dabei verweise ich auf das „Spannungsdreieck Musik(sub)kultur – Räume – Menschen“ - ein Feld, dessen ethnographisches Erschließen im anschließenden Methodologieteil erklärt wird. Besonders für die Kultur- und Sozialanthropologie ist es die Ethnographie, durch die die emische Perspektive erschlossen werden soll. In Bezug auf das empirische Material versuche ich mit Hilfe methodologischer Designs wie Appadurais fließenden Landschaften – mit denen ich Faktoren der Musikproduktion, Interaktion und den Musikdiskurs rund um die örtliche „Netlabel-Szene“ differenziert und kategorisiert behandle - und mit Auswertungsverfahren der Grounded Theory, einer vielortigen „Ethnographie durch Dick und Dünn" (Marcus 1998) gerecht zu werden. In dieser Arbeit geht es allerdings nicht nur um die Produktion und den Diskurs des Sounds. In den Kultur – und Sozialwissenschaften schenkt man der Zuschreibung des Sounds, politische, kulturelle und raum – zeitliche Differenz zu markieren, besondere Aufmerksamkeit, wodurch musikalische Inhalte eine weitere Ansicht darstellen, mit der im letzten Teil dieser Arbeit eine Betrachtung nach Philip Taggs (2003) Sign Typology of Music anhand von zwei einzelnen Fallbeispielen erprobt wird, und individuelle Ideen und Ästhetiken zu kollektiven Strömen und globalen Musiken in Bezug gesetzt werden. Im Ausgang werden anfängliche Fragestellungen in den Blickpunkt gerückt und mit dem zusammengetragenen Wissen über die Musiken und MusikerInnen theoretisch betrachtet. Den Schluss bilden die Besprechung und Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte dieser Arbeit über die kulturelle Produktion von Sound und ihre Rahmenbedingungen am Beispiel chilenischer NetzmusikerInnen