Mit einer Kombination aus Ansätzen der kulturwissenschaftlichen Gedächtnistheorie und der Vergangenheitspolitik soll in dieser Arbeit die Frage beantwortet werden, welche vergangenheitspolitischen Narrative und Bilder über Endphaseverbrechen in Literatur und Film zur ‚Mühlviertler Hasenjagd‘ konstruiert werden und welche Funktion für das österreichische kulturelle Gedächtnis sie damit einnehmen. Endphaseverbrechen wurden am Ende des Zweiten Weltkrieges vor den Augen und mit Hilfe der lokalen Bevölkerung begangen, weshalb sie eine spezifische Leerstelle im lokalen wie nationalen Gedächtnis darstellen. Denn die Erinnerung an sie hätte die Opferthese bedroht, die bis in die 1980er Jahre nationale Basiserzählung Österreichs war. Die meisten der Arbeiten entstanden in den 1980ern und 90ern von AutorInnen und einem Regisseur, die allesamt der Nachkriegsgeneration angehören. Indem die Werke entweder einen Beitrag zum traumatischen Opfergedächtnis leisten, Täternarrative gestalten oder sich auf den Widerstand konzentrieren, zeigen sie die Bandbreite möglicher Verhaltensweisen auf und setzen Anstöße, um das gespaltene Opfer- und Tätergedächtnis wieder zusammenzuführen.By bringing together theoretical approaches of memory studies and politics of the past, the depictions of final phase crimes in Austrian literature and film, exemplified by the ‘Mühlviertler Hasenjagd’, are examined in this paper. Those crimes were committed with the help of the local population during the final phase of Second World War. Since remembering them would have challenged the ‘victim thesis’ that predominated the official discourse until the 1980s, they represented a specific gap in Austrian local and national memory. The question is asked if the cultural representations provide counter-narratives to the official discourse of the past or if they perpetuate it. What is therefore their function in cultural memory? Most of the works were published or released in the 1980s and 90s by authors and a director of the post-war generation. By either constructing a traumatic victims’ memory, a perpetrator narrative or concentrating on the resistance, they show the different choices people had. All of them challenge the ‘victim thesis’ and therefore function as a critical reminder of the past