Die Arbeit beschäftigt sich mit der Veränderung der Laichplatzsituation von Amphibien in den Donauauen bei Altenwörth zwischen den Untersuchungsjahren 1985, 1988, 1989 und 2004. Im durch den Bau des Donau-Wasserkraftwerkes Altenwörth (1973-1974) stark beeinträchtigten Augebiet wurden zur Verbesserung der Wassersituation im Jahr 1986 Dotationsmaßnahmen durchgeführt. Amphibienerhebungen fanden somit ein Jahr vor und in mehreren Jahren nach den baulichen Veränderungen
statt. Ein Vergleich mit der Situation vor den Dotationsmaßnahmen und eine Analyse der längerfristigen Entwicklung der Laichgewässer im Augebiet war damit
möglich.
Im Vergleich zu 1985 war das Gewässerangebot in den folgenden Untersuchungsjahren
erhöht, eine signifikante Zunahme der Laichgewässer insgesamt konnte beobachtet werden. Die im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen Arten Triturus dobrogicus, Lissotriton
vulgaris, Bombina bombina, Pelobates fuscus, Bufo bufo, Hyla arborea, Rana arvalis, Rana dalmatina, Rana temporaria, Pelophylax ridibundus, Pelophylax lessonae und Pelophylax kl. esculentus profitierten aufgrund der unterschiedlichen Lebensraumansprüche nicht alle von dem erhöhten Gewässerangebot: Zwar kam es im Vergleich
von 1985 und 2004 zu einer signifikanten Zunahme der Laichplätze bei den Braunfröschen und Lissotriton vulgaris. Bufo bufo und Hyla arborea zeigten aber – trotz stark gestiegenem Laichplatzangebot - keine signifikanten Unterschiede, die Laichplatzanzahl der Grünfrösche war signifikant geringer. Die Veränderung der Anzahl der Laichgewässer bei Triturus dobrogicus, Bombina bombina sowie Pelobates fuscus ist aufgrund der sehr geringen Anzahl der Laichplätze im Gebiet statistisch nicht abgesichert.
Die im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie angeführten Arten Triturus dobrogicus und Bombina bombina konnten in den Untersuchungsjahren 1988 und 1989 nicht nachgewiesen werden. Beide Arten waren im Jahr 2004 mit zwei bzw.
einem Laichgewässer wieder im Gebiet vertreten. Eine Typisierung aller erhobenen Oberflächengewässer erfolgte durch die Zuordnung der im Untersuchungsgebiet vorhandenen Laichgewässer zu verschiedenen Habitattypen. Die Habitattypen-Zuordnung richtete sich nach den Kriterien des Auen-Habitat-Index (CHOVANEC et al. 2005). Die Habitat-Voreinstufung der Jahre 1985 (vor den Dotationsmaßnahmen) und 2004 (nach den Dotationsmaßnahmen) wurde – in
Anlehnung an den Auen-Habitat-Index – für einen Vergleich mit der ReferenzZusammenfassungsituation (= unbeeinflusster Naturzustand) herangezogen. Sowohl im Jahr 1985 als
auch im Jahr 2004 war der Habitattyp H1 im Vergleich zum unbeeinflussten Naturzustand stark unterrepräsentiert. Die Habitattypen mit reduzierter hydrologischer Dynamik und temporäre Gewässer dominierten und waren im Vergleich zur Referenzsituation überrepräsentiert. Eine Verschiebung vom Habitattyp H4 im Jahr 1985 zum Habitattyp H5 im Jahr 2004 als dominierender Habitattyp war zu beobachten. Diese Ergebnisse deuten auf eine fehlende Dynamik im Untersuchungsgebiet
hin.
Bezüglich der Beliebtheit einzelner Habitattypen bei Amphibien zeigt die Auswertung des „Ivlev-Electivity-Index“ nur im Jahr 2004 mit Werten zwischen 0,7 bis 0,9 eine starke Bevorzugung des Habitattyps H4 von fast allen Arten. In diesem Jahr war der
Anteil dieses Habitattyps (drei Gewässer) an allen Laichgewässern (insg. 45) ausgesprochen niedrig. In allen anderen Jahren können keine eindeutigen Präferenzen
festgestellt werden. Es fällt auf, dass der Habitattyp H1 in den Jahren 1988/89 und 2004 von den Braunfröschen, im Jahr 2004 auch von der Erdkröte, verhältnismäßig gerne angenommen wurde.
Der Anteil der temporären Gewässer war im Jahr 2004 mit 21 von insgesamt 45 Laichgewässern auffallend hoch, und dieser Gewässertyp wurde von allen Arten außer Bombina bombina und Rana temporaria als Laichgewässer angenommen. Hyla arborea und Lissotriton vulgaris zeigten in diesem Habitattyp ihren Laichschwerpunkt. Temporäre Gewässer können in trockeneren Jahren nicht oder zu kurz Wasser zu führen, womit eine erfolgreiche Reproduktion nicht jedes Jahr möglich ist.
Durch zunehmende Verlandung können diese Laichgewässer langfristig ausfallen. Durch mögliche Verluste von Laichgewässern bzw. starker Isolation einzelner Populationen – keine bzw. geringe Anzahl an Laichgewässern in Wanderdistanz – ist das langfristige Überleben von Hyla arborea, Lissotriton vulgaris und vor allem Pelobates fuscus, Triturus dobrogicus und Bombina bombina im Untersuchungsgebiet nicht gewährleistet.
Auen stellen – aufgrund von Lebensraumverlust in anderen Lebensräumen – wichtige Refugialräume für viele Amphibienarten dar (SCHEDL 2005, GOLLMANN 2007, GRILLITSCH & HILL 2008, TEMPLE & COX 2009). In diesem Zusammenhang kommt
auch den Donauauen bei Altenwörth für das Weiterbestehen hier vorkommender Arten eine bedeutende Rolle zu.This study examines changes in the amphibian spawning sites in the Danube wetlands near Altenwörth during the years 1985, 1988, 1989 and 2004. The construction of the Danube hydropower plant Altenwörth (1973-1974) drastically altered the
floodplain, which lead to water enhancement measures in 1986 to improve the hydrological connectivity. Amphibian surveys took place a year before and several years after the rehabilitation, therefore a comparison can be made to evaluate the effectiveness of the water enhancement measures and the longer term impact on the spawning sites in the floodplains.
In comparison with 1985, the water level increased during the following years, which led to a significant increase of potential spawning sites. The species found in the study area (Triturus dobrogicus, Lissotriton vulgaris, Bombina bombina, Pelobates fuscus, Bufo bufo, Hyla arborea, Rana arvalis, Rana
dalmatina, Rana temporaria, Pelophylax ridibundus, Pelophylax lessonae and Pelophylax kl. esculentus) did not all thrive with the raised water levels due to their different habitat requirements. Comparing data from 1985 and 2004 only brown frogs and Lissotriton vulgaris showed a significant increase in spawning sites. Bufo bufo and Hyla arborea showed no significant change even though there were more spawning sites available. Green frogs had a significantly lower number of spawning sites. Due to the low number of spawning sites of Triturus dobrogicus, Bombina bombina and Pelobates fuscus changes in the number of spawning sites for these species could not be determined statistically.
During the years 1988 and 1989 species listed in the annex II of the council directive of the conservation of natural habitats and wild fauna and flora - Triturus dobrogicus and Bombina bombina - could not be found. Both species were present again in 2004, but respectively only in two and one spawning site.
Following the criteria of the flood plain habitat index (CHOVANEC et al. 2005) the bodies of water in the research area were divided into different habitat types. The habitat classification of 1985 (before water enhancement measures) and 2004 (after water enhancement measures) were compared with the reference situation of pristine Danube flood plains according to the flood plain habitat index. In both 1985 and 2004 habitat type H1 was strongly underrepresented compared to the pristine situation. Reduced dynamic habitat and seasonal ponds were dominant and overrepresented compared to the reference situation. The dominant habitat type shifted from H4 in 1985 to H5 in 2004.
Only in 2004 the amphibians show a preference for habitat type H4 based on the “Ivlev-Electivity-Index”. In this year the proportion of this habitat type (three bodies of water) compared to all spawning sites (a total of 45) was remarkably low. In the other years no significant preference was observed. Habitat type H1 was commonly used by brown frogs in 1988/89 and 2004 and by the common toad in 2004.
In 2004 the proportion of seasonal ponds was remarkably high, with 21 bodies of water out of 45 spawning sites. These ponds were populated by all the species of amphibians in the research area except for Bombina bombina and Rana temporaria. Hyla arborea and Lissotriton vulgaris are mostly found spawning in this habitat type. In dry years seasonal ponds don’t exist or dry out too soon, which impedes successful reproduction of amphibians. Due to siltation these spawning sites could
disappear in the long term. Due to loss of spawning sites and the increased isolation of populations in the research area the survival of Hyla arborea, Lissotriton vulgaris and especially
Pelobates fuscus, Triturus dobrogicus and Bombina bombina is not guaranteed in the long term.
Due to loss of other habitats, flood plains turn out to be an important refuge for amphibians. In this context, the Danube floodplains near Altenwörth are important for the survival of these species of amphibians