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Die kompilierende Gesellschaft und ihre musikalischen Sammeldrucke in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum

Abstract

Abstract Der Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit ist gekennzeichnet durch politische, soziologische, sowie geistes- und kulturwissenschaftliche Veränderungen. Vor diesem Hintergrund formierte sich in den aufstrebenden Handelszentren des deutschsprachigen Raumes in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die erstarkende Mittelschicht des Bürgertums. Dieser Wandel der (musikrezipierenden) Gesellschaft brachte einen Wandel des Stellenwertes von eigenständiger Musikpraxis – maßgeblich beeinflusst durch das Werk mit dem Titel Il libro del Cortegiano, das von Baldesar Castiglione verfasst und im Jahr 1528 in Italien gedruckt wurde – mit sich. Phänomene, wie die Motivation der bürgerlichen Mittelschicht das hohe Bildungsniveau nach aristokratischem Vorbild nachzuahmen einerseits – andererseits die Erfindung des typographischen Buchdrucks sowie die Umlegung dieses Verfahrens auf den Notendruck, aber auch eine verstärkte Sammelleidenschaft in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (die sich in der Anlage von Kuriositätenkabinetten abzuzeichnen begann), begünstigten die Entstehung und Nachfrage nach gedruckten, musikalischen Anthologien. Diese Sammeldrucke, die musikalische Stücke mehrerer Komponisten in einem Band vereinten, erfreuten sich großer Beliebtheit, was die vielen Fortsetzungen einzelner Kompilationen bezeugen. Neben den Komponisten oder den Druckern, gewann im Rahmen der Produktion auch die Person des Herausgebers zunehmend an Bedeutung und übernahm in weiterer Folge die Rolle des Trendsetters, der mit seiner Selektion den (Musik-) Geschmack der Zeit mitbestimmte. Georg Forster, Hans Ott, Sigmund Salminger und Wolfgang Schmeltzl zählen zu den Personen im süddeutschen Sprachraum, denen eindeutig eine Kompilatoren- bzw. Herausgabetätigkeit nachgewiesen werden kann und diese als erfahrene Geschäftsmänner musizierfreudige Konsumenten mit der neuesten Auswahl an (überwiegend weltlichen und in der Landessprache textierten) Stücken versorgten. Untersucht man dabei einen Querschnitt von Kompilationen wird der Umstand deutlich, wie stark die Anlage dieser bereits einem Konzept unterlag und die Herausgeber gezielt Marketingstrategien anwandten, um ihre Produkte einem kauffreudigen Publikum zu vermitteln

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