Die Verarbeitung externer Feedbackreize ist essentiell für das Treffen von Entscheidungen. Die
aktuelle neurowissenschaftliche Forschung bezüglich Entscheidungsfindung befasste sich bis dato
hauptsächlich mit negativem Feedback und seinen Konsequenzen. Die vorliegende Dissertation
beschäftigte sich mit neuronalen Prozessen in Zusammenhang mit positiven Feedbackreizen und
Persönlichkeitseigenschaften. Zwei Komponenten des ereigniskorrelierten Potentials (EKP), die
Feedback-Related Negativity (FRN) und die P300 Komponente wurden im Kontext von positiven und
negativen, sowie erwarteten und unerwarteten Feedbackreizen untersucht. Es wurden zwei
Elektroenzephalogramm (EEG) Studien durchgeführt, in denen eine Spielaufgabe als
Experimentalparadigma vorgegeben wurde. Die Feedbackreize bestanden aus Zahlen, die direkt einen
Geldgewinn oder -verlust andeuteten, sowie aus fröhlichen und ärgerlichen Gesichtern, die indirekt
einen Geldgewinn oder -verlust anzeigten.
In getrennten Manuskripten wurde der Klärung zweier Forschungsfragen nachgegangen. Das erste
Manuskript beschäftigte sich mit der Frage, ob unerwartetes positives Feedback eine vergleichbare
negative Auslenkung des EKPs hervorruft wie es bei der FRN nach der Präsentation von negativem
Feedback zu beobachten ist. Deshalb wurden die Feedbackdimensionen Erwartung und Valenz
experimentell manipuliert. Die daraus resultierenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass sowohl
Erwartung als auch Valenz einen vergleichbaren Einfluss auf die Amplitudenmodulation der FRN
haben. Eben diese FRN Amplituden waren erhöht nach unerwartetem und negativem Feedback. P300
Amplituden wurden hingegen nur durch die Erwartung des Reizes moduliert, nicht durch dessen
Valenz. Daraus resultiert die wissenschaftliche Hypothese, die FRN Amplitudenmodulation als Signal
des Verstärkungslernens zu betrachten, welches saliente Ereignisse anzeigt.
Das zweite Manuskript beschäftigt sich mit der Frage ob antisoziale Persönlichkeitseigenschaften die
FRN Amplitudenmodulation in Bezug auf Feedbackerwartung und – valenz beeinflussen. Es wurde der
Einfluss von numerischen im Gegensatz zu emotionalen Feedbackreizen in jenen Versuchspersonen
untersucht, die entweder hohe oder niedrige Werte auf einer psychologischen Skala zur Erfassung von
antisozialen Persönlichkeitseigenschaften aufwiesen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es die
Dimension der Feedbackerwartung und nicht der -valenz ist, die zwischen sozialern und antisozialeren
Individuen unterscheidet.
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Zukünftige Forschung zu Feedbackverarbeitung sollte versuchen die theoretischen Ansätze mit
aktuellen Forschungsergebnissen in Einklang zu bringen, um das Verständnis zugrunde liegender
Prozesse von Entscheidungsfindung besser verstehen zu können.The processing of external feedback cues is crucial for decision making processes. Recent
neuroscientific research has mainly focused on the processing of negative feedback events. The present
project investigated neuronal processes related to positive feedback cues and personality
characteristics. Two components of the event-related potential (ERP), the Feedback-Related Negativity
(FRN) and the P300 were investigated in the context of positive and negative expected and unexpected
feedback outcomes. Two EEG-studies were conducted applying a gambling paradigm where feedback
stimuli consisted either of numbers indicating direct monetary gain and loss or of happy and angry
faces indicating indirect monetary gain and loss.
Two research questions were addressed in separate scientific manuscripts. The first manuscript
addressed the questions whether unexpected positive feedback elicits a negative ERP deflection in the
latency range of the FRN component. Feedback expectancy and feedback valence were manipulated in
the experimental paradigm. Results indicate that expectancy as well as valence had comparable impact
on FRN amplitude modulation. FRN amplitudes were larger after unexpected compared to expected,
and after negative compared to positive feedback. P300 amplitudes were modulated by expectancy –
unexpected feedback conditions yielding largest P300 amplitudes – but not by valence. Thus, the
proposal is made to interpret FRN amplitude modulation in terms of a reinforcement learning signal
which is indicating motivationally salient outcomes.
The second manuscript addressed the question whether antisocial personality characteristics influence
FRN amplitude modulation related to feedback expectancy and feedback valence. The effect of
numerical versus emotional feedback stimuli was investigated in individuals scoring low and high on a
psychological measure of antisociality. Results indicate that it is the dimension of feedback expectancy
and not of valence that differentiates social from more antisocial individuals.
Future research on feedback processing should try to integrate the different theoretical frameworks and
recent findings to promote the understanding of the underlying cognitive processes