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"Allbeliebter Mann" und "klägliches Subject" Joseph Friedrich Freiherr von Retzer

Abstract

Lange Zeit war die Literatur der österreichischen Aufklärung ein Stiefkind der germanistischen Forschung, dadurch verschwanden einige Namen damals wichtiger Literaten aus der Literaturgeschichte. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem heute in Vergessenheit geratenen Aufklärer Joseph Friedrich Freiherr von Retzer, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Zensor, Herausgeber, Übersetzer und Schriftsteller tätig gewesen ist. Er war eine ebenso schillernde wie kontroverse Persönlichkeit: Von vielen Zeitgenossen als sehr belesen und gelehrt bezeichnet, gingen bezüglich Retzers Schriftstellerei die Meinungen besonders stark auseinander, obwohl eine eindeutige Tendenz festzustellen ist. Die meisten kritisierten und belächelten sein (Nicht-)Können als Dilettantismus. Sein Hauptverdienst liegt vordergründig darin, dass er zu Lebzeiten ein weitreichendes Netzwerk an Bekannten, Briefkontakten und Freundschaften pflegte, und damit im Zentrum der Wiener Aufklärung stand. Der Freimauererorden, der dem Freiherrn Kontakte mit wichtigen Wiener Persönlichkeiten und mit Gästen aus dem Ausland ermöglichte und ihm als Schriftsteller Publikationsmöglichkeiten bot, steht zuerst im Mittelpunkt der Analyse. Dann sollen Briefwechsel mit ausgewählten deutschen Schriftstellern vorgestellt werden. Insbesondere für Friedrich Nicolai und Christoph Martin Wieland war Retzer eine wichtige Informationsquelle im literarischen Zentrum der Wiener Aufklärung. Er informierte die deutschen Schriftsteller über literarische Entwicklungen und setzte sich in Wien für diese ein

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