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Selbstverortung männlicher Jugendlicher mit türkischem Hintergrund zwischen Familie und Gesellschaft

Abstract

Diese anthropologische Auseinandersetzung mit dem Thema „Selbstverortung männlicher Jugendlicher mit türkischem Migrationshintergrund zwischen Familie und Gesellschaft“ untersucht, durch den Einbezug der sozioökonomischen Situation der zweiten Generation von ArbeitsmigrantInnen in Wien, die Lebenssituation und Lebensentwürfe von fünf jugendlichen Männern vor ihrem jeweiligen familiären Hintergrund. Anhand qualitativer Interviews wurde versucht, zu subjektiven Sicht- und Handlungsweisen zu gelangen, um unter Berücksichtigung von konstruktivistischen Raum- und Kulturkonzepten aufzuzeigen, dass die Lebenswelten dieser Jungen durchaus komplexer und vielfältiger sind, als in der älteren Literatur angenommen. Es wird nach Zusammenhängen zwischen Raum, Kultur und Zugehörigkeit gefragt, um die Fragen zu beantworten, wie die Jugendlichen sich soziale Räume aneignen, kreieren und selber gestalten und inwieweit deren Familien Einfluss auf Entscheidungen und Handlungen haben. In der theoretischen Auseinandersetzung werden die Hintergründe der Arbeitsmigration von der Türkei nach Österreich näher beleuchtet, um die sozioökonomische Situation der zweiten Generation in Wien besser verständlich zu machen. Auf einen Überblick über den Stand der Zweitgenerationenforschung folgen einige konstruktivistische Raum- und Kulturkonzepte, welche die Sichtweise auf kausale Integrationsmodelle erweitern sollen. Im Anschluss wird besprochen, welche Rolle die Familie im Migrations- und Integrationsprozess spielt. Die Strukturierung des empirischen Teils ist so gestaltet, dass anhand der vier Dimensionen des Integrationsmodells von Harmut Esser, Kategorien von außen herangetragen werden, und andererseits wird darauf geachtet, Kategorien aus den Interviews wachsen zu lassen. Die Jugendlichen stellen dar, wo sie sich auf der strukturellen Ebene wie Schule und Arbeit positionieren, in welchen sozialen Netzwerken sie sich bewegen, welchen Stellenwert die familiären Beziehungen für sie haben und sie zeigen, wie sie im Spannungsfeld zwischen den beiden Bezugssystemen Familie und Gesellschaft bestehen können. Es hat sich gezeigt, dass weder von „der“ türkischen Kultur noch von „der“ türkischen Familie gesprochen werden kann. Familiäre Strukturen unterliegen einem Wandel und diese Veränderungen wirken sich ganz unterschiedlich auf einzelne Familienmitglieder aus. Auch wenn die fünf Interviewpartner alle im 15. Bezirk aufgewachsen sind und türkischen Migrationshintergrund haben, so verorten sie sich doch sehr unterschiedlich und individuell. Was gesagt werden kann, ist, dass die Familie für alle fünf Jugendlichen einen hohen Stellenwert hat, sie in einigen Bereichen sowohl integrationshemmend als auch integrationsfördernd wirkt und die Burschen sich, auch durch die Besonderheit ihrer marginalisierten Situation, ihre sozialen Räume in einem Aushandlungsprozess zwischen sich und ihren familiären Netzwerken aneignen

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