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Mongolischer Tsam-Tanz

Abstract

Die hier vorgelegte Arbeit beschäftigt sich mit dem Tsam-Tanz und seiner Rolle in der Mongolei. Mit diesem Forschungsprojekt wurde untersucht, unter welchen Bedingungen und historischen Abläufen sich der „Tsam“ genannte religiöse Tanz in der Mongolei etablieren konnte. Meine Forschungsfragen aus theaterwissenschaftlicher Perspektive betreffen somit einen von Europa geographisch weit entfernten und fremden kulturellen Raum. In der Wissenschaft sind die Entwicklungen dieses Tsam-Tanzes bisher lediglich im Rahmen der Religionsgeschichte und der Mongolistik in akademischen Kreisen diskutiert worden. Geschichtlich gesehen betrifft die Untersuchung des Tsam-Tanzes in der Mongolei einen sich über mehr als drei Jahrhunderte erstreckenden Zeitraum. Nach ersten Kontakten mit dem tibetischen Buddhismus der Kagyupa im 12. Jahrhundert missionierten tibetische Mönche der Gelugpa im 17. Jahrhundert intensiv die Mongolen, stark unterstützt von lokalen Fürsten und dem Gelben Kaiser. Der in Tibet entstandene Tsam-Tanz wurde im 18. Jahrhundert in der Mongolei eingeführt. Der autochthone Schamanismus wurde aber nicht verdrängt und ist bis heute lebendig, die Bevölkerung fühlt sich beiden Richtungen zugehörig. Natürlich haben sich mongolische Wissenschaftler längst des Themas angenommen. In „Wisdom of Sudar and Shastir“ hat Chürelbaatar die spannungsreiche Geschichte des Erdene-Zuu Tsam-Tanzes beschrieben, dem ersten mongolischen Tsam-Tanz. Ein Essay von Rinčen über den Besuch eines Mandschu-Ministers bei dieser ersten Aufführung im Erdene-Zuu-Kloster ergänzt Chürelbaatars Untersuchung. Der Tsam wurde hierauf von vielen Klöstern ein- oder zweimal im Jahr zur Ehrung des einen oder anderen Heiligen mit einer Dauer von ein bis zwei Tagen aufgeführt. In Maske und Kostüm ließen die buddhistischen Mönche Götter und Bodhisattvas vor der staunenden Bevölkerung vom Himmel herabsteigen. Sich in magischen Kreisen bewegend raunten sie Beschwörungsformeln, in ihren Hand- und Fußstellungen teilten sich die Götter mit. An dieser rituellen religiösen Schnittstelle zum Theater lassen sich vor allem zwei Standpunkte aus der theaterwissenschaftlichen Perspektive unterscheiden: Einerseits handelt es sich bei der Aufführung des Tsam-Tanzes um psychologisch-realistische Prozesse des Theaters, andererseits zeigen sich wesentliche Unterschiede zwischen Ritual und Theater. Interessant ist, dass sich einerseits aus dem Tsam mongolisches Theater entwickelte, andererseits, dass Theater wieder rituelle Züge bekommen könnte. Die wechselseitige Beziehung von Ritual und Theater erlebt man bei einer mongolischen Tsam-Aufführung. Die Darsteller des Tsam-Tanzes sind hochrangige Mönche, die sich in Konzentration und Meditation schulten und sich mit den dargestellten Gottheiten identifizieren, es werden auch historische und religiöse Persönlichkeiten dargestellt. Das so vorgeführte Weltbild präsentiert auch idealtypisch gute und schlechte menschliche Eigenschaften und mahnt die eigene Endlichkeit ein. Der bewusste Zuschauer erlebt sich so als Pilger und kann eine Transformation erfahren: Die enthaltenen Opferelemente entsorgen seelischen Ballast und vermitteln neue Kraft. Die Aufarbeitung dieses komplexen Kulturerbes bietet ein interessantes Forschungsfeld und erfordert die Zusammenarbeit verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen.The work presented here deals with the Tsam dance and its role in Mongolia. This research project investigated, under which conditions and historical events the "Tsam" called religious dance has been established in Mongolia. My research questions from a theater scientific perspective affect a geographically distant and alien cultural space far away from Europe. In science the evolution of this Tsam dance has been discussed in the past only in academic circles as a part of the history of religion and the Mongolian. Historically the investigation of the Tsam dance in Mongolia concerns a period of more than three centuries. After initial contacts with the Tibetan Buddhism of Kagyupa in the 12th century Tibetan monks of the Gelugpa proselytized in the 17th century the Mongols intense, strongly supported by local princes and the Yellow Emperor. The Tsam dance arised in Tibet and has been introduced to Mongolia within the 18th century. The indigenous shamanism was not replaced and is still alive, the population feels both directions belong to. Of course, Mongolian scientists have long assumed this issue. In "Wisdom of Sudar and Shastir“ Chürelbaatar has described the exciting history of the Erdene-Zuu Tsam dance, the first Mongolian Tsam dance. An essay by Rinčen about the visit of a Manchu minister at this first performance at Erdene-Zuu Monastery supplements Chürelbaatars investigation. Sich in magischen Kreisen bewegend raunten sie Beschwörungsformeln, in ihren Hand- und Fußstellungen teilten sich die Götter mit. The Tsam was thereupon performed by many monasteries once or twice a year in honor of one or the other saint with a duration of one or two days. With mask and costume the Buddhist monks let descend gods and bodhisattvas from heaven to the astonished people. Moving themself within magic circles they whispered incantations and the movements of their hand and foot positions were shared with the gods. At this ritual religious interface to the theater you can share with two different views from the theater scientific perspective: On the one hand, the performance of the Tsam dance is a psychologically realistic processes of the theater, on the other hand, there are shown considerable differences between ritual and theater. It is interesting that on the one hand, the Mongolian theater evolved from Tsam, on the other, that theater could get again ritual trains. Die Darsteller des Tsam-Tanzes sind hochrangige Mönche, die sich in Konzentration und Meditation schulten und sich mit den dargestellten Gottheiten identifizieren, es werden auch historische und religiöse Persönlichkeiten dargestellt. The mutual relationship between ritual and theater can be experienced at a Mongolian Tsam performance. The characters in the Tsam dance are high-ranking monks, trained in concentration and meditation, who can identify with the figures shown, there are historical and religious figures represented too. The thus provided World view also presents the ideal type good and bad human characteristics and reminds us the own mortality. The conscious audience experiences ist own pilgrimage and may undergo a transformation: the elements contained in victim dispose emotional ballast and provide new energy. The analysis of this complex heritage offers an interesting field of research and collaboration with various scientific disciplines

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