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Die Darstellung der Zwischenkriegsgesellschaft anhand ausgesuchter Dramen Ödön von Horváths

Abstract

Meine Arbeit beschäftigt sich mit dem deutschsprachigen Dramatiker Ödön von Horváth (* 09.12.1901 Fiume, heutiges Rijeka; † 01.06.1938 Paris). Dabei lege ich ein besonderes Augenmerk auf die Darstellung des Kleinbürgertums zwischen den beiden großen Weltkriegen, welches Horváth in seinen Dramen und Prosatexten anhand seiner Protagonisten beschreibt. Das eigentliche Ziel meiner Arbeit ist es jedoch, ausgesuchte Themen, die Horváth in seinem Werk vor dem Hintergrund der Zwischenkriegsgesellschaft aufzeigt und dramaturgisch, sprachlich, allegorisch und rein inhaltlich verarbeitet, zu analysieren und sie in den Kontext der heutigen Zeit zu stellen, d.h. mit aktuellen Problemen von heute in Beziehung zu setzen, um somit gleichzeitig Bezüge herzustellen, die die zeitliche Unabhängigkeit der Dramen Horváths unterstreicht. Unter zeitlicher Unabhängigkeit verstehe ich den Sinn und Zweck, welche die Existenz der Dramen Horváths auf den aktuellen Spielplänen der Theaterhäuser rechtfertigen und dadurch die Bedeutung dieses Autors untermauern, der nach seinem Tode lange in Vergessenheit geraten war. Meine Arbeit soll folglich keine Milieu-Studie über das Kleinbürgertum der 30er Jahre sein, wobei Kenntnis über diese gesellschaftliche Formation unabdingbar ist, um meine These in die historischen und gesellschaftlichen Umstände der damaligen Zeit einzuordnen und um gleichzeitig Parallelen, bezogen auf die heutige Kultur und Zivilisation zu finden. In meiner Arbeit soll jedoch auf dieses Basis-Wissen aufgebaut werden, um somit einen wesentlichen neuen Beitrag zur Horváth-Forschung zu leisten, der die Aktualität und Wichtigkeit der Werke dieses früh verstorbenen Autors deutlich rechtfertigt. Als Grundlage der Betrachtung dienen die drei Dramen: „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Glaube Liebe Hoffnung“ und „Kasimir und Karoline“, die gleichzeitig zum Verständnis des künstlerischen Schaffens Horváths herangezogen werden. Diese Dramen werden oft auch als Horváths Hauptdramen bzw. große Dramen bezeichnet, da sie heute aufgrund ihrer ständigen Präsenz auf deutschsprachigen Bühnen zur Bedeutung und Namhaftigkeit Horváths als wichtigen Dramatiker nachhaltig beitragen und ihn als „modernen Klassiker“ des deutschsprachigen Theaters auszeichnen. Diese Dramen dienen mir und dem Leser als strukturelle Hilfe und sind quasi der rote Faden, der durch die ersten beiden Teile meiner Arbeit führt. Im ersten Teil meiner Arbeit gehe ich anhand der Darstellung des Menschenbilds Horváths auf den aktuellen Stand der Horváth-Forschung ein. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Darstellung des damaligen Kleinbürgertums, welches die Nachwehen des Krieges existenziell und seelisch zu verkraften hat, sich für den kommenden Krieg rüstet und das damit einhergehende Leid und soziale Elend durch die Verwendung des „Bildungsjargons“ sprachlich rechtfertigt. Zudem wird auf die Rezeptions-geschichte eingegangen. Im Anschluss daran erläutere ich meine Methodik und die Verschiedenartigkeit der herangezogenen Betrachtungsweisen und zudem die Grün-de für diesen eklektischen Ansatz. Im zweiten Teil meiner Arbeit wird anhand der drei Dramen die Probleme der Frauengestalten, die Besonderheiten der Sprache Horváths und die Orientierungslosigkeit der damaligen Gesellschaft, der ihr drohenden Arbeitslosigkeit und deren Unfähigkeit, gesunde Beziehungen untereinander aufzubauen, mit gesellschaftlichen Phänomenen von heute in Beziehung gesetzt. Ich werde zum Vergleich auch postmoderne Autoren heranziehen, um somit die epochalen Befindlichkeiten zweier Zeiträume miteinander zu vergleichen hinsichtlich ihrer Bewusstseinsgeschichte. Dies sind für mich die Zwischenkriegsjahre und die postmoderne Wirklichkeit. Ich vergleiche also zwei Wahrnehmungsmodelle miteinander und verwende als literarische Basis die zu untersuchenden Dramen Horváths und die Romane von Kathrin Röggla und Botho Strauß. Der dritte Teil meiner Arbeit steht inhaltlich nicht im direkten Bezug zu den drei großen Dramen. Vielmehr wird hier die Biographie Horváths und seinen Lebenswandel mit dem Leben in der heutigen globalen Welt und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft verglichen. Ein Kapitel untersucht die Geschichtslosigkeit der beiden Gesellschaften. Schließlich wird in der Sekundärliteratur die Thematik der Heimat- und auch Geschichtslosigkeit nur zeitgenössisch behandelt ohne dabei einen Bezug zur heutigen Zeit darzustellen

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