unknown

Der FC Barcelona als Symbol für das kollektive Bewusstsein der Katalanen

Abstract

Spanien ist ein Staat, der sich aus vielen verschiedenen Nationen zusammensetzt, jedoch fand dieser Fakt erst mit der spanischen Verfassung im Jahr 1978 Raum für öffentliche Anerkennung. Ganz im Gegenteil zu diesen Geschehnissen steht das Spanien nach dem Spanischen Erbfolgekrieg im 18. Jahrhundert, wo das Land als zentralistischer Nationalstaat gehandhabt wurde. Ausgehend davon können zwei Charaktere Spaniens festgemacht werden. Einerseits der vereinheitlichende Gedanke und andererseits der Gedanke, bei dem das Hauptaugenmerk bei den Regionen liegt. Im Zuge der deutschen Romantik und der Rekonstruktion der Staaten nach den Nationen im 19. Jahrhundert erwachte eine kulturelle und politische Strömung in Katalonien, welche unter dem Namen Renaixença bekannt ist. Das Ziel dieser Bewegung war die Wiederbelebung und Reaktivierung der katalanischen Bräuche und Traditionen. Die nach Autonomie strebende, kulturelle katalanische Bewegung ist weiter als Katalanismus bekannt. Der Katalanismus war nie eine Bewegung, die vollkommene Unabhängigkeit vom spanischen Staat wollte, der Fokus lag vielmehr in einer politischen Neuordnung Spaniens. Das 19. Jahrhundert war durch eine extreme Instabilität des Landes geprägt. Nach dem Scheitern der Ersten Republik (1873-1874) und dem Verlust der letzten überseeischen Kolonien 1889, brach der spanische Staat zusammen und die Unfähigkeit Spaniens als imperialistische Macht und als Nationalstaat wurde bestätigt. Katalonien musste viele Schwierigkeiten durchlaufen, bis es sein Autonomiestatut im Jahre 1979 erreichte. Die Zustände für den Katalanismus besserten sich mit der Zweiten Republik (1931-1936), aber der Ausbruch des Bürgerkrieges (1936), der schließlich in der Diktatur Francos (1939-1975) endete, setze diesen verbesserten Umständen ein Ende. Die Transición war eine Zeit voller Veränderungen, die wichtigste war mit Sicherheit die Verfassung von 1978, in der die 17 Comunidades Autónomas Berechtigung finden. Vor diesem Zugeständnis war der Sport ein Mittel zur politischen Meinungsäußerung. Überdies bildete er ein Gefühl der Zugehörigkeit, er definierte Gruppierungen und grenzte diese von anderen ab, was im Nationalitätenbildungsprozess eine überaus große Rolle spielte. Gerade im 20. Jahrhundert war die Frage um die Nationen besonders gegenwärtig. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch der Fußball. Die Unterstützung für so manche Klubs galt als offizielle Art seine politische Meinung zu vertreten. Darunter ist der FC Barcelona das wohl bedeutendste Beispiel, dieser Verein repräsentiert den Katalanismus, die katalanische Identität, das heißt den katalanischen Regionalismus. Der FC Barcelona wurde 1899 vom Schweizer Hans Gamper und anderen Ausländern gegründet. Der Klub ging eine Verbindung mit dem politischen Katalanismus ein. In Zeiten des Bürgerkrieges galt der FC Barcelona als Überlebensmittel für den Katalanismus. Der Satz „Barça – mès que un club“, den Narcís de Carreras 1968 aussprach, beschreibt bis heute die einzigartige Rolle des FC Barcelona für die Katalanen, als Identitätssymbol der katalanischen Kultur. Der Tod Francos 1975 öffnete die Pforten für die Demokratie in Spanien, was sich in den Strukturen des FC Barcelona wiederfand. Die folgende Verfassung von 1978 war der erste Schritt Richtung Autonomie nach Francos Tod. Die Anhänger des FC Barcelona forderten 1979 das Autonomiestatut, welches ein halbes Jahr später gewährt wurde. Die gesamte Geschichte des FC Barcelona ist ein Beweis für dessen unerschütterliche und bedeutende Rolle für Katalonien im Kampf für den Regionalismus und die Autonomie gegen die Zentrale Madrid. Diese Opposition und Relevanz ist in der Gegenüberstellung der zwei Vereine, Real Madrid und FC Barcelona, am besten zu erkennen. Die Rivalität zwischen den Klubs ist noch immer allgegenwärtig und wird in den 90 Minuten des Clásico, dem Aufeinandertreffen von Real und Barça, verspürt. Was aber noch zu erwähnen bleibt, ist, dass die Begegnungen zwischen den beiden Klubs, sowie alle Forderungen des FC Barcelona und des Katalanismus, in keinem kriegerischen und gewalttätigen Rahmen passieren, sondern einen eindeutigen friedlichen Weg beschreiten

    Similar works