In der Darstellung von Leben und Werk von Vladimir Losskij beschäftigt sich diese Diplomarbeit mit dem Thema der mystischen Theologie der Ostkirche. Nach der Einleitung dient die Klärung wichtiger, die Arbeit durchziehender Begriffe der genauen Differenzierung im Verständnis zwischen Ost und West.
Die Auseinandersetzung mit den Kirchenvätern soll die theologische Entwicklung der Frage der Mystik in der Ostkirche entfalten. Dabei nimmt Gregor Palamas eine Sonderstellung ein. Mit seiner Theologie vom Wesen und den Energien Gottes sieht Losskij die endgültige Trennung zwischen Ost und West gekommen. Spuren der von Palamas grundgelegten Theologie, die wesentlich auf eigener spiritueller Erfahrung basiert, finden sich bereits bei den Kappadokiern.
Losskij schenkt in seinen auch in deutscher Sprache erschienen Werken „Schau Gottes“ und „Grundriss der mystischen Theologie der Ostkirche“ Gregor Palamas besondere Aufmerksamkeit. Das erstgenannte Werk schließt er mit der palamitischen Synthese, das zweite fußt in seiner Entfaltung der mystischen Theologie auf der palamitischen Theologie. Diese durchzieht die ostkirchlichen Vorstellungen über die Trinität in ihren Personen und in der Dreifaltigkeit. Hervorgerufen durch den jahrhundertealten Konflikt um das „filioque“ zeigen sich insbesondere in der Frage des Heiligen Geistes Unterschiede zur Theologie des Abendlandes.
Hauptcharakteristikum der mystischen Theologie der Ostkirche ist der Gedanke der Vergöttlichung des Menschen. Von den geistlichen Wegen zur Erlangung der Vollendung kommt dem Hesychasmus mit dem Jesus- bzw. Herzensgebet eine überragende Rolle zu. Damit einher geht die Bedeutung der Sphäre der eigenen spirituellen Erfahrung, die Grundlage des Treibens von Theologie sein soll. Die Ostkirche wendet sich gegen ein Verständnis einer rein rationalen Theologie. Sie gibt der apophatischen Theologie den Vorzug, die betont, dass das Mysterium Gottes den Verstand des Menschen übersteigt.
Losskij gelang mit seinen Werken ein wichtiger Beitrag zur orthodoxen Theologie des 20. Jahrhunderts. Vom Sowjet-Regime zur Emigration gezwungen, verbrachte er den Großteil seines Lebens in Paris. Zur Veröffentlichung seiner Werke in Russland selbst kam es erst nach seinem Ableben