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Ein Tiger im Schildkrötenpanzer?

Abstract

Vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der so genannten Eingewöhnung von Kleinkindern in die Kinderkrippe, im Besonderen mit der eines in seinem Verhalten auffallend stillen Jungen namens Jakob. Dieser wurde im Rahmen der Wiener Kinderkrippenstudie mittels der Young Child Observation über mehrere Monate hinweg beobachtet. Das dadurch gewonnene Beobachtungsmaterial diente als Grundstock dieser Arbeit. Jakob, bei Eintritt in die Kinderkrippe gerade mal zwei Jahre und zwei Monate alt, erschien anfangs als munterer neugieriger Junge, der jedoch im weiteren Verlauf seines Aufenthalts während der Beobachtungen größtenteils stilles und zurückgezogenes Verhalten an den Tag legte. Im Zentrum dieser Diplomarbeit steht daher die Frage, welche Bedeutung Jakobs vornehmlich stilles und zurückgezogenes Verhalten im Hinblick auf den Prozess der Bewältigung von Trennung und des Getrennt-Seins von seinen primären Bezugspersonen hatte. Als Einzelfallstudie konzipiert, gibt diese Arbeit einen differenzierten Einblick in die innere Erlebniswelt des Jungen und wie diese in engem Zusammenhang mit dem Prozess von Bewältigung steht. Dazu wurde das Erleben des Jungen hinsichtlich seines Affektausdrucks, seines Interesses und seines dynamischen Austauschs mit den anwesenden Personen während der ersten vier Monate seines Krippenaufenthalts in differenzierter Weise untersucht, analysiert und mit bestehenden psychoanalytischen Konzepten in Bezug gesetzt. Eine der bedeutsamsten Schlussfolgerungen der vorliegenden Einzelfallstudie ist, dass komplexe Verstrickungen der Begebenheiten in einer Kinderkrippe im Umgang mit einem auffallend stillen Kind dazu führen können, dass stilles Verhalten nicht nur als Hinweis auf Schwierigkeiten beim Bewältigen, sondern gleichzeitig auch als Ausdruck und Folge davon verstanden werden kann. Die Ergebnisse geben dazu unter anderem Aufschluss darüber, welch bedeutende Rolle der Beziehung zwischen Kind und PädagogInnen für den Bewältigungsprozess von Trennung und Getrennt-Sein innewohnt und welch positiven, aber möglicherweise auch negativen Einfluss die jeweiligen Beziehungserfahrungen auf das Erleben des Kindes und somit auf die vom Kind zu leistende Bewältigung haben können. Abschließend wird auf den Ergebnissen der Fallanalyse basierend, unter Bezugnahme bereits bestehender Forschungsergebnisse der Krippenforschung, diskutiert, welche möglichen Konsequenzen für die Konzeption der Aus- und Weiterbildung von KrippenpädagogInnen hinsichtlich stiller und dadurch unauffälliger Kinder berücksichtigt werden sollten.The present thesis deals with the so-called familiarization of toddlers in day care centres, in particular with the acclimatization of a remarkably silent little child named Jakob. He had been observed for several months in line with the ‘Wiener Kinderkrippenstudie’ (research project ‘Toddlers’ Adjustment to Out-of-Home Care’) by means of Young Child Observation research conducted at the University of Vienna. The thereby won observation material has served as basis for this paper. The two years and two months old Jakob, who seemed to be a lively and curious boy at his entry at the day care centre, however developed a silent and secluded behaviour during his stay. Therefore at the focus of the present thesis stands the meaning of Jakob’s silent and secluded behaviour as to the process of coping with separation and the experience of being separated from his parents, his primary attachment figures. Conceived as single case study this paper delivers insight into the realm of experience of the little boy and how his inner world copes with the process of accomplishment. The boy´s experience was oberved concerning his affective expression, interests and dynamic approach to the others during his first four months stay at the day care centre. It was intensively analysed and connected with existing psychoanalytic concepts. One of the most significant conclusions of the present single case study is the following: complex mechanisms of occurrence at a day care centre handling with a remarkably silent child demonstrate that silent behaviour is not only an indication of the toddler’s difficulties of accomplishment, but at the same time may also be an expression or a result of all this. The results indicate the prominent role of the relationship between the toddler and the caregivers as to the process of accomplishment of separation and being separated and the positive but also potentially negative effects of this experience on the toddler and the coping of separation itself. Finally on the results of this single case study and referring to existing research results of the Child Care Observation, the present thesis discusses, which possible consequences of the conception of the caregivers’ further education should be taken into consideration concerning silent and therefore inconspicuous children

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