unknown

Paradigmenwechsel in der deutschen Afrikapolitik?

Abstract

Die vorliegende Diplomarbeit „Paradigmenwechsel in der deutschen Afrikapolitik? Anspruch und Realität der gegenwärtigen afrikapolitischen Neuausrichtung am Beispiel Nigerias“ untersucht in einem ersten Schritt mögliche Wendepunkte und Veränderungen, aber auch Kontinuitäten bisheriger Phasen der deutschen Afrikapolitik seit ihrem Wiederbeginn nach 1945. Die hierbei erarbeiteten Merkmale und Handlungsmuster sollen daraufhin den Rahmen für eine Analyse der gegenwärtigen Afrikapolitik bilden. Hierbei wird insbesondere der Frage nachgegangen, inwiefern es seit der im Jahr 2000 vielfach prognostizierten Neuausrichtung deutscher Afrikapolitik auch tatsächlich auch zu einem nachhaltigen Paradigmenwandel in politischer Handlungsebene und Entscheidungsfindung gekommen ist und wie dieser möglicherweise in die bisherigen afrikapolitischen Perioden der Vergangenheit eingeordnet werden kann. Um dem Umfang des afrikapolitischen Handlungsfeldes gerecht zu werden, soll dabei nicht nur die Bundesregierung als ausführende Instanz untersucht werden, sondern auch nicht- und halbstaatliche Akteure wie etwa politische Stiftungen, NROs oder die Epistemic Community, sowie die europäische Afrikastrategie berücksichtigt werden. In einer abschließenden Gesamtüberprüfung werden die Ergebnisse anhand einer Fallanalyse zu Nigeria überprüft. Hierbei stehen neben dem -für Nigeria relevanten- afrikanischen Kontext (NEPAD und ECOWAS) vor allem außenpolitische Identität und Rollenverständnis Nigerias innerhalb der westafrikanischen Region im Vordergrund. Da es in der Forschungsarbeit nicht um die vordergründige und offensichtliche Ebene des politischen Handelns geht, sondern der Schwerpunkt vielmehr auf verborgenen Strukturen und Wirkungsmechanismen liegt, wird der theoretische Rahmen mithilfe der konstruktivistischen Forschungsperspektive abgedeckt. Hierbei wird anhand von einzelnen Kriterien, wie etwa Definitionsmacht, Identität, Idee oder auch Rollenerwartung ein konstruktivistischer Analyserahmen definiert, der es ermöglicht, bestehende Machtbeziehungen zu entschlüsseln, gängige Weltbilder zu dekonstruieren und somit die soziale Konstruktion von politischen Beziehungen und ihren Akteuren zu verstehen und zu bewerten. Bereits im ersten Analyseschritt wurde deutlich, dass die deutsche Afrikapolitik- analog zur gesamten Außenpolitik- überwiegend durch Kontinuität bestimmt ist. Darüber hinaus skizziert sich die deutsche Politik gegenüber Afrika vor allem in den 1960er-70er Jahren vor dem Hintergrund eigener nationalpolitischer Veränderungen, wie etwa dem Ost-West-Antagonismus, in dessen Folge Afrika zum Austragungsort einer Konkurrenz zwischen Kommunismus und Sozialismus fungiert. Weitere Aspekte, die einen afrikapolitischen Wandel notwendig erschienen ließen waren etwa eine kontinuierliche europäische Integration, die schließlich eine grundlegende Übereinstimmung mit europäischen Zielformulierungen und Strukturen erforderte, sowie ein wirtschaftspolitisches Interesse an Afrika. Modifikationen in der deutschen Afrikapolitik finden überwiegend vor dem eigenen nationalpolitischen oder europäischen Rahmen statt, nicht aber in realpolitischer Beziehungen zu Afrika selbst. Ein reaktiver Wirkungsmechanismus, der sich afrikanischen Wandlungen und Veränderungen anpasst, konnte nur selten erkannt werden. Die Überprüfung der Ergebnisse am Fallbeispiel zu Nigeria bekräftigt diesen Ansatz. Im Rahmen des Ankerland- Konzeptes, das den zentralen Rahmen deutsch-nigerianischer Kooperationen bestimmen soll wurde deutlich, dass weder Nigeria tatsächlich einem Ankerland entspricht, noch die Anforderungen, die von Deutschland angesichts dieses Konzepts erwarten werden müssten, erfüllt werden. Die deutsche Afrikapolitik gegenüber Nigeria wird also weder dem eigenen Anspruch gerecht, noch spiegelt sie die innen- wie außenpolitische Realität angemessen Nigerias. Letztendlich bestätigt auch diese Einsicht, dass konträr zu der prognostizierten afrikapolitischen Neuausrichtung bisher keine umfassenden Erneuerungen oder Wandlungen stattgefunden haben, die es erlauben würden, von einem Paradigmenwechsel in der deutschen Afrikapolitik zu sprechen.The diploma thesis „Paradigmenwechsel in der deutschen Afrikapolitik? Anspruch und Wirklichkeit der gegenwärtigen afrikapolitischen Neuausrichtung am Beispiel Nigerias“ („Paradigm change in Germany’s Africa policy? Pretense and reality of the present reorientation on the example of Nigeria“) firstly analysis potential shifts and changes, as well as continuities in German policy towards Africa since its restart after 1945. Characteristics and patterns of action that can be elaborated from this analysis build the scope of a further concentration on present policy towards Africa. In this respect, the thesis investigates a potential paradigm change since its predicted reorientation in 2000. Besides a focus on the federal government as the main performer, semi-governmental and private actors, such as political foundations, NGOs, the epistemic community, as well as the European Strategy towards Africa, will be considered. A final chapter reassesses major findings on the basis of a case analysis on Nigeria. As the analysis does not concentrate on the obvious and visible level of political actions, but rather on subliminal actions and mechanisms, the research perspective of constructivism appeared reasonable. In this context, a constructivist analytical framework was developed, which includes criteria such as the power of naming/normative power, identity, ideas and role expectations. Thus, the constructivist perspective not only allows to deconstruct existing relations of power or world views, but also to understand and evaluate the social construction of political relations and their actors. In the first analysis, it became apparent that German Africa policy -along the lines of foreign policy- is predominantly shaped by continuity. Besides a general low profile, policy towards Africa was mainly influenced by economic and power-political interests. Particularly in the 1960s and 1970s, German policy was affected by the East-West-antagonism, in which Africa appeared to be a venue of rivalry between West-Germany and the GDR. Further aspects that have influenced the current German policy towards Africa were the continuing European integration, which demanded an increased consensus in goal setting and implementation of a collective European strategy towards Africa, as well as continuing economic-political interests. Especially with economically strong states such as South Africa or Nigeria, Germany kept continuing foreign trade even under disputable conditions: Despite severe criticism and an international imposition of sanctions against the South African apartheid regime, Germany remained largely unaffected. In terms of German policy towards Nigeria, an analysis of pretense and reality on the basis of the so called Anchor country- concept (Ankerland- Konzept) reconfirmed most previous assumptions. Apart from the fact that Nigeria –by virtue of domestically and external challenges- does not meet the expectations resulting from the anchor country- concept, Germany is largely unable to co-operate with Nigeria according to its own demands. Thus, neither on the Nigerian, nor on the German side do abilities meet the requirements. Consequently, the prognosticated paradigm of Germany’s Africa policy, which would include a strategy based on country-specific measures, could not be identified

    Similar works