Diese Dissertation beschäftigt sich mit Methoden langfristiger strategischer Analyse und strategischer Planung im Bereich der Sicherheitspolitik. Dazu werden zuerst jene Problemfelder betrachtet, die langfristige strategische Planung im Allgemeinen und im Kontext der Sicherheitspolitik im Speziellen erschweren. Dabei werden jene Kompetenzen herausgearbeitet, die jede Organisation, die in die Zukunft plant, bewältigen muss: 1) der Umgang mit Nichtwissen und 2) der Umgang mit Komplexität. Im Anschluss daran werden jene wissenschaftlichen und Konzepte dargestellt, die uns helfen, die o. a. Kompetenzen zu entwickeln und die Herausforderungen von strategischer Langfristplanung zu bewältigen. Dazu wird ein Überblick über die Zukunftsforschung und ihr umfangreiches methodisches Instrumentarium sowie über das Konzept des systemischen Denkens und systemtheoretische Ansätze gegeben.
Szenarien stellen eine Synthese von zukunftsoffenem Denken (ein Hauptpostulat der Zukunftsforschung) und systemischem Denken dar und haben sich als ein zentrales methodisches Instrument der Zukunftsanalyse entwickelt. Das Konzept „Denken in Szenarien“ basiert auf der Erkenntnis, dass es aufgrund der zunehmenden Komplexität und Dynamik der Umfelder die Zukunft nicht geben kann, sondern dass vielmehr in alternativen möglichen Zukunftsbildern (Zukünften) gedacht werden muss. In diesem Zusammenhang wird sehr detailliert auf die unterschiedlichen Verfahren zur Erstellung dieser Szenarien eingegangen. Dabei werden sowohl induktiv-modellgestützte, aber auch deduktiv-intuitive Verfahren vorgestellt. Im Anschluss daran wird untersucht, wie diese Szenarien in das strategische Management von Organisationen eingebettet werden können. Darauf aufbauend wird ein szenariobasierter Prozess nationaler Sicherheitsplanung entworfen.
Teil zwei dieser Arbeit stellt ein vereinfachtes Modell eines szenariobasierten Strategieentwicklungsprozesses in Form einer Fallstudie dar, in dem dieser o. a. Prozess am Beispiel der Entwicklung verteidigungspolitischer Handlungsoptionen eines Kleinstaats in der EU, basierend auf dem Konzept „Denken in Szenarien“, veranschaulicht wird