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Mental Accounting bei selbstständigen Steuerzahlern

Abstract

Dieser Arbeit hatte zum Ziel das psychologische Konstrukt Mental Accounting bei steuerzahlenden Selbstständigen nachzuweisen und deren Einstellungen zum Steuerzahlen zu erheben, wobei der Fokus bei dieser Untersuchung auf der Einkommensteuer lag. Dass Selbstständige ihre Steuern selbst deklarieren und diese auch eigenständig von ihren gesamten Einnahmen abliefern müssen, kann ein Verlustgefühl implizieren. Allerdings tritt dieser Verlust nur dann in Kraft, wenn das Bruttoeinkommen, angelehnt an die Prospect Theory von Kahneman und Tversky (1979), den Referenzpunkt darstellt, und die Steuerabgaben zu einem Verlust führen. Demzufolge kann durch eine Steuerhinterziehung dieser scheinbare Verlust ausgeglichen werden. Wenn jedoch die steuerlichen Einnahmen mental in ein separates Konto, im Sinne des Mental Accounting von Thaler (1990), gebucht werden, beschreibt der Referenzpunkt das Nettoeinkommen, und die Versuchung, Steuern zu hinterziehen, wird minimiert oder ist erst gar nicht gegeben. Folglich könnten Informationen über die Anwendung von Mental Accounting bei Selbstständigen einen wesentlichen Beitrag für das Steuerverhalten liefern. Bisherige empirische Studien beschränkten sich auf den englischsprachigen Raum und bezogen sich ausschließlich auf die Umsatzsteuer. In der hier vorliegenden Studie wird zum ersten Mal versucht durch qualitative Interviews die wissenschaftliche Lücke über den Berufstypus der Selbstständigen im Rahmen des Mental Accountings zu füllen. Das Augenmerk liegt dabei in erster Linie auf den Nachweis einer mentalen Buchführung (Mental Accounting) und in zweiter Linie auf der Eruierung der Einstellung zum Steuerzahlen. Der Fokus konzentriert sich im Vergleich zu bisherigen Untersuchungen auf die Einkommensteuer. Mittels qualitativer Methodik wurden 30 Selbstständige interviewt, wobei die Berufssparten der Immobilienmakler und Grafiker zwei Schwerpunkte darstellten. Die Befragung beinhaltete neben dem Interview, welches mittels eines Interviewleitfadens durchgeführt wurde, auch einen Fragebogen, der einige Items der Motivational Postures beinhaltete. Während der Fragebogen statistischen ausgewertet wurde, kamen bei den Interviews, nach der Transkription, die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2008) zum Einsatz. Die Ergebnisse zeigen, dass das psychologische Konstrukt Mental Accounting bei Selbstständigen angewendet werden kann, um – im Sinne der kognitiven Psychologie – die Gedankengänge selbstständiger Steuerzahler besser zu verstehen. In Bezug zu der Einstellung zum Steuerzahlen konnten keine Unterschiede zwischen jenen, die die Einkommensteuer mental in einem separaten Konto führten (Segregierer), und jenen, die dies nicht taten (Integrierer), festgestellt werden. Die Untersuchungsergebnisse der Arbeit geben Anlass zu weiteren Folgestudien, in denen das Steuerverhalten der Selbstständigen sowie deren Einstellungen zum Thema Steuern genauer untersucht und die Auswirkungen genau analysiert werden sollten. Lassen sich die vorliegenden Ergebnisse in nachfolgenden Studien replizieren, so könnte dies für die Praxis verschiedene Konsequenzen bedeuten. Zum Beispiel könnte versucht werden, durch gezieltes Marketing des Finanzministeriums oder in Vorbereitungskursen für angehende Selbstständige, die mentale Buchhaltung der Steuerzahler positiv zu beeinflussen

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