Das Jula gehört zum großen Sprachkontinuum des Manding, das auch Varietäten wie Bambara, Maninka, Dafin und Mandinka umfasst, und zählt heute neben Hausa und Wolof zu den bedeutendsten vernakulären linguae francae Westafrikas. Nach Meinung einiger Autoren (Sanogo 2000, Absaka 1969; Delafosse 1929) kann seine Präsenz bereits zurzeit bedeutender Königreiche der vorkolonialen Periode belegt werden. Auch während der Kolonialzeit - und das hat bis heute Gültigkeit - wies das Jula im Gebiet des heutigen Staates Burkina Faso nicht nur in sozialen Institutionen und auf wirtschaftlicher Ebene eine bedeutende Funktion auf, sondern auch in politischen, administrativen und religiösen Bereichen. Linguistisch betrachtet ist für das Manding mit seinen unterschiedlichen Varietäten eine große Heterogenität charakteristisch, die auch schon zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts belegt werden konnte. Insbesondere im heutigen Côte d’Ivoire und Guinea ist die dialektale Vielfalt sehr stark ausgeprägt. Einflüsse dieser dialektalen Heterogenität des Manding auf das in Burkina Faso gesprochene Jula sind nicht auszuschließen. Andererseits steigt die Zahl der Julasprecher in der westlichen Region von Burkina Faso kontinuierlich und ist gerade in städtischen Gebieten so hoch, dass auch die Herausbildung einer Koiné möglich wäre. Einige Sprachen des Manding wurden seit Beginn des 20. Jahrhunderts umfassend erforscht, Arbeiten zum Jula von Burkina Faso sind hingegen wenig repräsentiert und bieten kaum Anhaltspunkte für eine Dialektforschung. Häufig wird das dem Jula sehr nah verwandte Bambara als Referenzmaterial für dialektale Vergleichsstudien herangezogen. Eine fundierte Datenlage zum Jula von Burkina Faso ist jedoch bis dato nicht vorhanden. Die vorliegende Arbeit ist den Auswirkungen von Globalisierungsprozessen auf den Julasprachgebrauch im städtischen Umfeld gewidmet. Ziel ist, die Auswirkungen genannter jüngerer Entwicklungen auf den Sprachgebrauch der Jula L1-Sprecher in Burkina Faso zu beleuchten. Als Untersuchungsgebiet wurde die Stadt Banfora im Südwesten Burkina Fasos ausgewählt, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts einer stärker einsetzenden Industrialisierung der Region ausgesetzt ist. Methodisch basiert die Arbeit auf einer soziolinguistisch ausgerichteten Analyse ausgewählter Aspekte in Phonologie, Morphologie und Syntax des im städtischen Umfeld erhobenen Sprachmaterials unter Berücksichtigung spezifischer Sprechergruppen (L1 und L2) und unter Beiziehung systemlinguistischer Elemente. Bezüglich dialektaler Einflüsse werden die Ergebnisse mit dem vorhandenen Datenmaterial in den drei Bezugssprachen des Manding (Standardbambara von Mali, Jula von Kong und Tagbusikan von Côte d’Ivoire) verglichen. Auf phonologischer Ebene weist das Datenmaterial von Banfora sowohl Einflüsse des Tagbusikan in Côte d’Ivoire als auch des Bambara in Mali auf, hingegen deutet auf morphologischer Ebene der Gebrauch von Fokusmarkern und Pronomina auf einen Sprachentwicklungsprozess hin, der bisher in der Literatur zum Manding keine Berücksichtigung fand. Weiters belegt insbesondere die Bildung von Relativsatzkonstruktionen den Einfluss der Superstratsprache Französisch.Jula, a language of the Manding-cluster (Bamana-Maninka-Mandinka-Jula-Dafin), is considered as one of the major linguae francae in West Africa besides Hausa and Wolof. Used as an “interethnic” language it is only slightly different from Bambara and mutually intelligible with it. Its regional relevance is attributed to the pre-colonial period. Up to today, its significant role for communication in social institutions and economic matters affects political, religious and administrative domains in Burkina Faso. Linguistically there exists a vast continuum of different varieties of Manding, which could have a heterogeneous influence on the Jula spoken in Burkina Faso. Above all the number of Jula speakers is continuously growing and the development of a Koiné is quite possible. While several languages of the Manding Cluster were investigated in comprehensive language descriptions the Jula of Burkina Faso is little represented up to now. Commonly the Jula is considered a regional variant of Bambara and not regarded further as a separate variety. The present study deals with the impact of globalization processes on the Jula language used in urban context. The main objective was to analyze the consequences of recent developments on the Jula language system of L1-speakers in Burkina Faso. Data were collected in the urban context, considering specific groups of L1 and L2 Jula speakers and core elements of the language system. Methodically the study is based on a sociolinguistic analysis of these data. Considering dialect influences, the results are compared to three varieties of the Manding continuum: “Standard” Bambara of Mali, Jula of Kong und Jula of Côte d’Ivoire (Tagbusikan). We collected the data in the urban area of Banfora in the Southwest of Burkina Faso, which was influenced by industrialization and migration flows in recent decades. The aim of the study is the analysis of specific morphological, syntactical and phonological aspects taking dynamic speaker strategies in language usage in urban settings in consideration. Data analysis in phonological aspects documents the influence of Manding varieties like Bambara and Tagbusikan. However, the use of focus markers and aspects of the pronominal system (morphological data analysis) indicate elements of dynamic language development processes never mentioned in Manding literature before. Further, the construction of relative clauses indicates the influence of the superstrat language French