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Gender und Kino

Abstract

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Bildern von Männern und Frauen, die im Hollywood-Actionkino produziert werden. Der Ausgangspunkt ist dabei das Medium Film und seine Rolle in Bezug auf Genderformation, -repräsentation und seine Macht Möglichkeitsräume und Beschränkungen in Zusammenhang mit der körperlichen Konstruktion von Gender, Männlichkeit und Weiblichkeit zu schaffen. Zudem wird der Frage nachgegangen, inwiefern die traditionell binäre Geschlechterkonstruktion dabei zum Tragen kommt. Da die Genderrepräsentationen im Hollywood-Actionkino von binären Geschlechterbildern geprägt ist, liegt es nahe, dass die Binarität der Geschlechter nach wie vor ein dominantes Konzept in der Darstellung von Männern und Frauen ist. Zwei Aspekte der Medientheorien der Cultural Studies fließen in die Arbeit ein: einerseits die Auffassung von Kultur als Alltagspraxis und andererseits das Verständnis von Bedeutung als sozialem Konstrukt. Durch die Diskussion verschiedener wissenschaftlicher Diskurse werden unterschiedliche Aspekte der Repräsentation von Gender im Film beleuchtet. Dabei werden Interpretationsweisen zur Verfügung gestellt, die dazu dienen sollen, eine filmische Darstellung aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln lesen und deuten zu können. Neben der Erläuterung grundsätzlicher Begrifflichkeiten wie Gender, Repräsentation und Genre wird das duale Verständnis von Männlichkeit und Weiblichkeit, das der Genderrepräsentation zugrunde liegt, hinterfragt. Weiters wird veranschaulicht, wie mit Hilfe von kulturell geschaffenen Idealisierungen normative Vorstellungen von Männern und Frauen produziert werden. Neben der Beantwortung der Frage, welche Bedeutung der Körper in Bezug auf die Repräsentation von Gender und das Ausleben einer bestimmten Genderidentität in körperlicher und visueller Hinsicht hat, wird erläutert, wie über visuelle Codes eine Zuordnung zu einer kulturell definierten Genderidentität hergestellt wird. Anhand Judith Butlers Ansätzen zur Performativität von Gender wird auf den kulturell konstruierten Charakter von Gender eingegangen. Im Zuge dessen wird auch aufgezeigt, dass Gender, sowie Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit fließende Begriffe sind und stets in Bezug auf übergeordnete Diskurse und Zuschreibungstraditionen zu betrachten sind. Im Zusammenhang mit Butlers Konzept von Doing Gender wird die Bedeutung des Körpers für die Repräsentation von Gender unterstrichen und der Begriff der Morphogenese, bei dem sich Diskurse im Zuge einer performativen Praxis im Körper manifestieren, in die Erörterung einbezogen. Die Auswirkungen auf die Geschlechterbinarität, die sich durch die Veränderungen innerhalb der Darstellungstraditionen von männlichen und weiblichen Charakteren im Actiongenre beispielsweise durch das Auftauchen der Figur der Actionheldin ergeben, werden erörtert wie auch die Spannungsfelder, die daraus entstehen. Ein Vergleich zwischen Held und Heldin der Actionnarration gibt Aufschluss darüber, wie das Geschlechterverhältnis im Actionfilm strukturiert und organisiert ist und welche möglichen Rollen für Männer und Frauen vermittelt werden. Dabei werden körperliche Dualitäten innerhalb des Actiongenres herausgearbeitet und geklärt, inwiefern hierbei eine Korrespondenz mit binären Geschlechtervorstellungen zu erkennen ist. Als Konsequenz der angenommen Geschlechterdualiät kommt es zu dualen Lesarten von Genderbildern, so dass es auf symbolischer Ebene zu Überschreitung von Gendergrenzen kommt. Insbesondere das Aufkommen der Actionheldin und ihre Konstruktion als aktives Subjekt der Narration stellt eine Herausforderung an die binär konstruierten Geschlechterrollen in der männlich geprägten Feld des Actionkinos dar. Daher wird aufgezeigt, wie die Repräsentation von Männern und Frauen im Actiongenre mit immer wieder vorkommenden Überschreitung von kulturell definierten Gendergrenzen und dadurch ausgelösten symbolischen Spannungen umgeht. Innerhalb der Darstellungstraditionen des Hollywoodkinos ist eine geschlechtsspezifische Körperlichkeit zu verzeichnen, im Zuge derer der Mann durch körperliche Aktivität charakterisiert wird, die Frau hingegen glänzt primär durch körperliche Schönheit. Anhand Laura Mulveys Thesen zur Blickökonomie im klassischen Hollywoodkino werden erneut Dualitäten in Bezug auf die Darstellung von Männern und Frauen aufgezeigt. Begriffe wie Schaulust, Voyeurismus und Fetischismus werden mit Bezug auf psychoanalytische Ansätze Freuds erläutert. Anhand von Steve Neales Adaption von Mulveys Thesen werden die Blickstrukturen und die Konstruktion von Spektakel im modernen Hollywoodkino behandelt, wobei besonderes Augenmerk auf die Problematiken, die die Darstellung von Männern birgt, gelegt wird. Bei einer theoriegeleiteten Filmanalyse wird mit Hilfe von Analysefragen, die aus der Theorie extrahiert wurden, festgestellt, ob und inwiefern die wissenschaftlichen Diskurse mit der filmischen Praxis der ausgewählten Filmbeispiele korrespondieren. Da im Actionfilm gerne binäre Geschlechtervorstellungen propagiert werden, wird anhand der Filmbeispiele gezeigt, ob und in welcher Form es modernen Actionheldinnen möglich ist, die starren Codes und Konventionen in Bezug auf die Darstellungsmöglichkeiten im Actiongenre aufzubrechen

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