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Archetypische Vaterfiguren bei Ingeborg Bachmann unter besonderer Berücksichtigung der Rezeption von C. G. Jung

Abstract

Die Arbeit analysiert in ausgewählten Texten aus dem „Todesarten“-Zyklus von Ingeborg Bachmann das Verhältnis der weiblichen Hauptpersonen zu den Vaterfiguren. Dabei spielt Carl Gustav Jungs Archetypen-Theorie eine entscheidende Rolle: Nach Jung ist ein Archetypus ein Urbild, das in der menschlichen Psyche, genauer im kollektiven Unbewussten, angesiedelt ist. Primär besitzen die Archetypen keinen Inhalt. Erst im Laufe der Lebenszeit werden diese „Schubladen“ je nach Erfahrungs- und Erlebenswelt jedes einzelnen Individuums mit Bedeutungen und Assoziationen gefüllt. Jung geht weiter davon aus, dass, je nachdem, welcher Qualität die einem Archetyp zugeordneten Erfahrungen nun sein mögen, sich im Menschen eine gewisse Vorstellung heraus bildet, wie ein dem Archetyp entsprechendes Wesen zu „sein“ hat. Damit ist die Brücke zu Ingeborg Bachmann geschlagen, deren „Todesarten“-Texte sich meist durch gewalttätige, unterdrückende und herrschsüchtige Männer- bzw. Vaterfiguren auszeichnet. Erkennbar ist dies besonders im Roman Malina und im Romanfragment Das Buch Franza. Während in ersterem eine imaginäre, weil nur im Traum vorkommende unpersönliche Vaterfigur mit faschistischen Methoden seine Tochter zu ermorden und auszulöschen sucht, stellt in letzterem der Arzt Dr. Jordan, Ehemann der Protagonistin, die Ursache für den letztendlich unvermeidbaren Tod der Franza dar. Die übrigen drei untersuchten Werke, Requiem für Fanny Goldmann, Alles und Drei Wege zum See, erzählen von konkreten Vätern, die unfähig sind, einem positiven Vater-Archetypus zu entsprechen. Die Jungsche Theorie zeigt, wie gefestigte Vorstellungen einerseits bestätigt (das Anprangern einer Vätergeneration, die faschistisch und patriarchalisch über die gesamte Natur zu herrschen sucht) und andererseits auch enttäuscht werden, indem die Väter als Beschützer und Ernährer versagen

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