Schlusswort
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das als utopisch geltende Experiment einer Totalkunst durchaus ein realisierbares Projekt sein kann. Die einzelnen Vorreiter einer gesamtkonzeptuellen angelegten Kunst, wie etwa Richard Wagner, Karl Heinz Stockhausen, Hans Jürgen Syberberg, Kurt Schwitters, Heiner Müller oder Joseph Beuys waren Bürger verschiedener Nationen und lebten in unterschiedlichen Jahrhunderten; zielten aber in ihrem Schaffen auf eine scheinbar abhanden gekommene Einheit der Künste – auf eine Urkunst hin.
Auf der nationalen Ebene beschäftigen sich die Kooperative K.U.SCH. wie auch zum Teil die Künstlerin, Galeristin und Frauenrechtkämpferin Christa Hauer Fruhmann mit der Verschiebung und Auflösung der Grenzen innerhalb der (österreichischen) Kunst und dem Leben.
Zum ersten Mal in der Kunstgeschichte wird die Sehnsucht nach dem Gesamtkunstwerk in der Romantik geweckt. Diese gefühl- und naturbetonte Zeit ist es auch, die zu „Bewusstseinserweiterung in den verschiedensten Richtungen“ führt, wie auch zur „Wiederentdeckung des Dionysischen als schöpferisches Prinzip in der Kunst, zur Erschließung von Mythos und zur Wiedereinsetzung der spielerischen Phantasie in Wiederbelebung der mythischen Spiritualität und nicht zuletzt zur Entdeckung des Unbewussten.“ Das Konventionelle, die selbst erschaffenen Grenzen, sollten abgelegt werden und „das Leben sollte dem Kunstwerk gleichen, das alle sinnlichen, emotionalen und intellektuellen Fähigkeiten des Menschen zu einem Ganzen formt.“
Das Innere eines Menschen – seine innere Natur – sollte sich mit dem Äußeren, der äußeren Natur und Umwelt verbünden.
Mitte des 19. Jahrhunderts ist es Wagner, der nicht nur für das Bündnis der Inneren und äußeren Natur eintritt, sondern sich auch für die Vereinigung der einzelnen Kunstgattungen ausspricht. Die folgenden Jahrzehnte gilt der Begriff der Gesamtkunst als ein Monopolunternehmen Wagners. Immer wieder werden Versuche einer Zusammenfassung der Künste und Kunstgattungen unternommen. Einen weiteren Höhepunkt in der Geschichte der Gesamtkunst und der Synästhesien bilden die Dadaisten oder auch die Gründung des Bauhauses.
Einen Schritt weiter geht Beuys, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und Aktionskünstler, indem er bekräftigt, dass jeder Mensch Künstler sei. Mit seinen neuen und kritischen Zugängen und der Ausdehnung des Begriffs Kunst, mit der Schaffung eines erweiterten Kunstbegriffs, nämlich dem einer „sozialen Plastik“ bindet Beuys somit jeden Menschen an die Kunst. Diese Forderung ist allerdings nur bedingt einlösbar.
Die Ausdehnung des Skulpturenbegriffs, sein plastischer Wert der Gedanken bei Beuys und die Ausweitung der Kunst in das Soziale, die Gleichberechtigung der Materialen und somit die Wertschätzung des Austausches bei der Kooperative K.U.SCH. und bei Christa Hauer Fruhmann sind in gewisser Weise einem erweiterten Kunstbegriff, nämlich einer Gesamtkunst zuzuordnen.
Heutzutage lebt Christa Hauer Fruhmann weiterhin auf Schloss Lengenfeld, und auch wenn sie nicht mehr aktiv schafft, so lebt sie doch in ihrer Arbeit weiter. Die Kooperative K.U.SCH. ist weiterhin überaus aktiv. Außerdem besteht die Kooperative K.U.SCH. seit über einem Jahr nicht mehr aus zwei, sondern aus drei Personen. Gemeinsam mit ihrem Sohn Sito Schwarzenberger setzen sie sich weiterhin kritisch mit der Umwelt und den vorgefundenen Gegenständen auseinander. Durch die Aufnahme Sitos erfolgt eine Wiederbelebung und Aktualisierung ihrer Kunst. (Abb. 34)
Sein grafisches Werk ist von großer Experimentierfreude und symbolhaft-utopischen Zügen geprägt, dass mit dem Werk seiner Eltern in einen Dialog tritt. Gemeinsam erarbeiten sie neue Formen und setzen neuartige Kunststoffe in ihren Werken ein.
Heutzutage reicht ihr Arbeitsfeld sogar bis nach China , wo sie im Wintersemester 2007/08 Galerieeinladungen gefolgt sind um dort an Einzelausstellungen zu arbeiten. In Beijing stellten sie im November 2007 in Iberia Center for Contemporary Art/Segment Space aus. Der Titel der Ausstellung lief unter dem Namen „DAS GESCHENK DER DESTRUKTION“/„THE GIFT OF DESTRUCTION“.
Ihre letzte Ausstellung (im Ausland) fand in Nanjing 2008 im RCM Museum statt und beschäftigte sich mit dem Wert der Wertlosigkeit