Meine Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob die Wurzel des modernen Journalismus im deutschen Jakobinismus zu suchen ist.
Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Biographien der meiner Meinung nach 65 wichtigsten deutschen und österreichischen Jakobinern und einer Jakobinerin, die zu diesem Zweck von mir erstellt wurden. Die Lebensläufe der ausgewählten Demokraten geben Aufschluss über deren Ausbildung, den beruflichen Werdegang und die publizistische Tätigkeit während der Französischen Revolution. Dadurch entstand eine Liste von 115 aufklärerischen Zeitungen bzw. Zeitschriften, für die angeführten Jakobiner entweder als Mitarbeiter tätig waren bzw. die von einem Jakobiner gegründet, herausgegeben, geleitet oder redigiert wurden. Aufgrund der Zeitungen und Zeitschriften ergaben sich die folgenden Zentren jakobinscher Publizistik: Linksrheinische Gebiete, Frankreich, Süddeutschland, Norddeutschland und das dänische Altona. Blätter, die nicht eingeordnet werden konnten, wurden extra angeführt. Auch die Lage in Preußen und Österreich wurde wegen der historischen und politischen Bedeutung besprochen.
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die historischen Ereignisse, die deutsche Publizistik zur Zeit der Französischen Revolution und widmet sich genauer der jakobinischen Medien und ihrer Darstellungsformen.
Aufgrund meiner Forschung habe ich festgestellt, welch wichtigen Beitrag die jakobinischen Publizisten zur Entwicklung eines modernen Journalismus und des Berufes des Journalisten geleistet haben. Der Jakobinismus brachte verschiedene Neuerungen für den Journalismus. Die bedeutendste war wohl, dass die jakobinischen Publizisten es als ihre Pflicht ansahen, als Anwälte und Sprecher der niederen Bevölkerungsschichten, Kaufleute, Handwerker und Bauern über tagespolitische Themen in regelmäßigen Abständen - das Kriterium der Periodizität erfüllend - zu informieren. Alle Stände hatten plötzlich Zugang zu den Medien und konnten diese als Nachrichtenquelle nutzen. Jedoch ging es im ausgehenden 18. Jahrhundert nicht nur mehr um die Information an sich, sondern auch v.a. darum, Missstände und Ungerechtigkeiten aufzuzeigen. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde in der Presse öffentlich Kritik geübt und eine Meinung geäußert. Es kam zur Entstehung einer Öffentlichkeit. Mit Hilfe der Biographien wurde gezeigt, dass ein kleiner Teil der Jakobiner als hauptberufliche politische Publizisten tätig waren. Aufgrund dieser Ergebnisse bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es berechtigt ist, den Ursprung des modernen Journalismus im deutschen Jakobinismus festzusetzen. Die Frage, ob der Beruf des Journalisten zur Zeit der Französischen Revolution schon existierte, konnte in dieser Arbeit nicht beantwortet werden und verlangt weitere Forschung. Eine Untersuchung und Analyse der jakobinischen Zeitungen und Zeitschriften müsste durchgeführt werden, wodurch festgestellt werden könnte, ob die Jakobiner in ihren Artikeln das Prinzip der Unparteilichkeit befolgt haben. Sollte sich auch nur einer der hauptberuflichen jakobinischen Publizisten an den Grundsatz der Unparteilichkeit gehalten haben, so war dieser - so lautet die neue Hypothese - von Beruf Journalist und der Beruf existierte bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert