Im historischen wie auch im aktuellen Diskurs der pädagogischen Theoriebildung wird deutlich, dass das Lernen ein eigentümliches Schattendasein führt und bis heute zu den am wenigsten geklärten Phänomenen zählt. Obwohl die Frage nach der Struktur, der Genese und dem Aufbau des Lernens bereits in der Antike aufgenommen wurde, bleibt der Vollzug des Lernens bis heute rätselhaft. Die pädagogische Perspektive auf Lernen fokussiert in Theorie und Praxis meist das Was des Lernens, statt sich der Frage nach dem Vollzug oder dem Wie des Lernens zu stellen. Kommt jedoch - wie in der vorliegenden Arbeit - die Frage nach dem Vollzug des Lernens und seiner Dynamik in den Blick, rückt die Bedeutsamkeit widerständiger Erfahrungen wie Irritationen, Fehler und Enttäuschungen in den Vordergrund. Aus dieser Perspektive wird deutlich, dass Lernen seiner Struktur nach nicht nur aus der Aneignung von etwas und dem Aufstieg zu etwas, sondern auch aus der Enttäuschung durch etwas besteht. In dieser Arbeit wird die Thematik um Lernen und Negativität in ihrem antiken Ursprung aufgenommen und in ihrer Neudeutung in der Erziehungswissenschaft entfaltet und weiterführend expliziert. Die leitende Frage ist, wie ein Lernvollzug pädagogisch zu fassen ist, der sich wesentlich über die Enttäuschung von Erfahrung konstituiert. Um diese Frage erörtern zu können, wird der Vollzug des Lernen genealogisch, also nach der Logik seiner Genesis, untersucht und in Bezug zur Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen pädagogischen Handelns gestellt. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung liegt dabei darin, die unterschiedlichen Momente des Lernens als einen Umlernvollzug zu skizzieren. Aufbauend auf den antiken Überlegungen zur Verflechtung zwischen Erfahrung, Lernen und Leiden, wird das Konzept des Umlernens aus der hermeneutischen Philosophie aufgenommen und um pädagogisch-phänomenologische Anmerkungen erweitert. Neben der Präzisierung des Lernvollzugs wird dabei die Frage nach der Möglichkeit pädagogischen Handelns unter Berücksichtigung des Umlernens erörtert und weiterführend entfaltet. Damit wird im Rahmen der Untersuchung gezeigt, welche Bedeutung Enttäuschungen, Irritationen und Widerstände im Lernen zukommen, wie sich dieses Umlernen in seiner Genese vollzieht und warum eine Theorie eines pädagogischen Umlernvollzugs Konsequenzen für unser pädagogisches Denken und Handeln hat.Learning is a major topic of educational sciences and there is a long tradition of investigations into the phenomena of learning since ancient times. Nevertheless, the question stays inscrutable how learning as a process of experiencing is structured and how it gains its movement. In this regard the educational scientific approach focuses more on the subjects of learning and the results of teaching than on the formation and the structure of learning. In most educational theories, learning is understood as a process in which knowledge and ability are appropriate. In this view, learning is seen as a linear act of achieving knowledge and abilities from another person, a group or an object through experience. Some authors, however, focus on the so-called negativity of learning, which has been overlooked in the majority of studies. They conceive learning as a process in which a person's experience of knowledge and ignorance is a key figure to set learning in motion. From a genealogical perspective outlined during this dissertation the genesis and dynamic of learning and experiencing is analysed. Therefore the significance of irritations, failures, disillusions and disappointments and passion for the process of learning for relearning, unlearning and learning anew gets evident. This thesis presents a concept of learning as a circular process of relearning and learning anew that has been mainly overlooked in most theories of learning. The research question addressed will be how the process of relearning can be scrat¬ched in its circular movement and how it could be considered in a theory of education and teaching. The major task of the investigation is to give insights into the process of relearning, unlearning and learning anew and to prove the evidence of irritations, of suffering and disillusionment through resisting experiences and unapproachable knowledge. Therefore the concept of suffering and learning gets reconsidered within the ancient philosophy, and the concept of relearning, unlearning and learning anew is investigated within a hermeneutical and phenomenological approach. Inspired by the fundamental works of thinkers like Aristotle, Socrates, Francis Bacon, Edmund Husserl, Hans-Georg Gadamer, Günther Buck, Bernhard Waldenfels, Käte Meyer-Drawe, this contribution outlines the relationship between learning and the negativity of experience. It is shown that the dimension of passion and disillusionment within the process of relearning is evident for a theory of learning in general