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Benefits of secondary predator cue inspection and recruitment in a cooperative mammal (Suricata Suricatta)

Abstract

Raubdruck und die Gefahr gefressen zu werden ist ein entscheidender Faktor im Leben beinahe jeden Tieres. Aus diesem Grund ist es nicht weiter verwunderlich, dass potentielle Beutetiere zahlreiche Anpassungen zur Vermeidung dieser Gefahr zeigen. Indirekte Hinweise auf die Anwesenheit von Raubfeinden als Indikator für die unmittelbare Bedrohung an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit zu beachten ist eine Möglichkeit zur Verringerung des Risikos. Bei vielen Säugetierarten konnte gezeigt werden, dass Individuen auf den Geruch von Prädatoren reagieren. Indirekte Hinweise können aber auch visuell oder akustisch wahrgenommen werden. Häufig erhöhen Tiere ihre Wachsamkeit, suchen vermehrt Schutz auf oder beenden die Futtersuche in betroffenen Gebieten. Folglich nehmen sie weniger Nahrung auf. Man kann aber davon ausgehen, dass Tiere durch diese Anpassungen die Gefahr verringern, selbst zur Beute zu werden. Bei kooperativ organisierten Tierarten kann ein Individuum, welches Hinweise auf Beutegreifer erkennt, nicht nur selbst schneller reagieren, sondern auch zusätzlich profitieren, wenn es seine Gruppenmitglieder über die Gefahr informiert. Wenn jedes Individuum der gewarnten Gruppe Verhaltensweisen zur Feindvermeidung verstärkt, nützen diese Maßnahmen allen Mitgliedern. Verglichen mit einer Situation ohne Informationstransfer, ermöglicht die geteilte Wachsamkeit unter Umständen dem Individuum, welches den indirekten Hinweis findet, mehr Zeit für andere Aktivitäten, wie beispielsweise Nahrungssuche, verwenden zu können. Erdmännchen (Suricata suricatta) sind eine hochsoziale Mangustenart, die im südlichen Afrika vorkommt. In der spärlichen Vegetation der Halbwüste finden sie wenig Deckung und sind einem hohen Raubdruck ausgesetzt. Sie haben ein sehr effizientes Wachsystem entwickelt und reagieren stark auf jeden Stimulus, der auf Raubfeinde hinweist. Ein Erdmännchen, das einen solchen Hinweis wahrnimmt, ruft mittels spezieller Rekrutierlaute seine gesamte Gruppe zusammen. Alle Mitglieder unterbrechen die Nahrungssuche und inspizieren den Stimulus. Wenn kein Räuber entdeckt wird dauert die Inspektion einige Minuten. Anschließend beginnen die Erdmännchen wieder mit der Nahrungssuche. Durch diese Informationsmöglichkeit kann sich jedes Gruppenmitglied auf die mögliche Gefahr einstellen und seine Wachsamkeit erhöhen, was wiederum der gesamten Gruppe zugute kommt.   In dieser Arbeit wurde ein experimenteller Ansatz gewählt um bei frei lebenden, an Menschen habituierten Erdmännchen, drei Hypothesen zu testen: 1) Erdmännchen entdecken einen Raubfeind früher, nachdem sie mit einem indirekten Hinweis auf den Räuber, wie z.B. dem Geruch konfrontiert worden sind. 2) Wenn kein Räuber entdeckt wird, aber alle Tiere in der Gruppe zu dem indirekten Hinweis rekrutiert werden, verbringt jedes Individuum während der folgenden Nahrungssuche mehr Zeit mit Verhaltensweisen zur Feindvermeidung. 3) Wird durch experimentelle Manipulation die Kommunikationsmöglichkeit unterbunden, so bleibt jenes Individuum, das den indirekten Hinweis findet, das Einzige in der Gruppe, das über die erhöhte Gefahr Bescheid weiß. Folglich muss dieses Individuum seine Futtersuche im Vergleich zur Normalsituation, in der es seine Gruppenmitglieder rekrutiert verringern. Um diese drei Hypothesen zu testen wurden zwei unterschiedliche Experimente durchgeführt. In beiden Experimenten kamen indirekte Hinweise auf Raubfeinde wie Katzenurin, Katzenhaar (Felis Catus) Löffelohrenhundfell (Otocyon megalotis), oder Wüstenluchsfell (Caracal caracal) zur Anwendung. Im ersten Versuch wurde die Zeit gestoppt, welche die Erdmännchen benötigten, mit und ohne indirekten Hinweis einen Raubfeind zu entdecken. Im Zweiten hingegen wurde ein Hinweis ohne Anwesenheit eines Raubfeindes präsentiert und zu Vergleichszwecken das Rekrutieren möglich oder unmöglich gemacht. Die Ergebnisse zeigten, dass Erdmännchen tatsächlich früher auf eine Räuberattrappe in Form eines ausgestopften und präparierten Karakals reagierten, wenn sie vorher einen indirekten Hinweis in Form von Geruchsspuren fanden. Damit konnte erstmals experimentell nachgewiesen werden, dass Tiere die Möglichkeit haben Räuber früher zu entdecken, wenn sie auf indirekte Hinweise wie Geruchsspuren treffen. Dies legt nahe, dass die Reaktion auf potentielle Gefahr in Form eines Hinweises auf die Präsenz eines Räubers die Überlebenswahrscheinlichkeit für Beutetiere erhöht. Wenn allerdings, wie im zweiten Experiment, kein Räuber zu sehen war begannen die Erdmännchen wieder mit der Nahrungssuche. So reduzierten alle Tiere die für Nahrungssuche aufgewendete Zeit zugunsten von Verhaltensweisen zur Räubervermeidung. Dieser Effekt ist ähnlich stark ausgeprägt in Tieren, die rekrutiert wurden und in Tieren die rekrutierten. Wurde hingegen der Rekrutierruf des mit dem Räuberstimulus konfrontierten Individuums durch gleichzeitiges Abspielen eines Playbacks mit weißem Rauschen im gleichen Frequenzbereich gestört, zeigte die Gruppe keine Reaktion auf den Rufer. Die Gruppe konnte dann den Räubergeruch auch nicht wahrnehmen. Wurde nun die Zeit, die das rekrutierende Tier nach einer erfolgreichen und nach einer durch Manipulation erfolglosen Rekrutierung in Feindvermeidung investierte verglichen, zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Allerdings hielt sich das Tier bei der verhinderten Rekrutierung häufiger an geschützten Plätzen auf, als wenn es die Gruppe informieren konnte. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Erdmännchen als Reaktion auf die experimentell unterbundene Kommunikation möglicherweise Einbußen in der Effizienz der Futtersuche erleiden, da sie sich vermehrt in Deckung aufhalten. Daraus lässt sich schließen, dass der Hauptvorteil für das Erdmännchen, welches den Hinweis findet, darin besteht, dass ein Räuber entweder während der Inspektion des Hinweises durch die gesamte Gruppe oder während der anschließenden Futtersuche früher entdeckt wird. Diese frühe Entdeckung erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit für alle Gruppenmitglieder, was wiederum Vorteile mit sich bringt, wenn es darum geht das Revier zu verteidigen oder andere Raubfeinde zu entdecken („viele Augen sehen mehr als wenige“). Daher ist die Reaktion auf indirekte Raubfeindhinweise wie Geruchsspuren vorteilhaft, auch wenn sich kurzfristig die Zeit für Nahrungssuche für alle Erdmännchen einer Gruppe verringert. Schlussendlich legen die Ergebnisse nahe, dass das rekrutierende Individuum von der frühen Entdeckung des Räubers so stark profitiert, dass sich das Rekrutieren auszahlt, obwohl sich dadurch die Dauer der Nahrungssuche für diese Tier nicht erhöht

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