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Leidvermeidung durch Pränataldiagnostik?

Abstract

BefürworterInnen der Pränataldiagnostik (PND) arbeiten mit unterschiedlichen Argumenten. Eines davon, nämlich die Annahme, PND könne helfen Leid zu verhindern, stellt den Ansatzpunkt dieser Arbeit dar. Die Methoden der PND und verschiedene Leid-Konstrukte werden diskutiert, um zu erörtern, welches Leidverständnis dieser Annahme zugrunde liegen könnte. Im Weiteren erfolgt eine Fokussierung auf das Phänomen Down-Syndrom, welches aufzuspüren eines der Hauptziele der PND darstellt. Der Annahme folgend, dass vor allem das antizipierte Leid der von der PND hauptsächlich betroffenen, nämlich der ungeborenen Menschen mit einem nicht erwünschten Merkmal (in diesem Fall dem Down-Syndrom), ausschlaggebend für eine Entscheidung für oder gegen deren Einsatz sein sollte, wird in der Folge der Frage nachgegangen, ob und inwieweit Menschen mit einem Down-Syndrom überhaupt leiden. Diese Fragestellung wird im Rahmen von Problemzentrierten Interviews (nach Witzel) mit Menschen mit Down-Syndrom bearbeitet, welche durch eine strukturierende Qualitative Inhaltsanalyse (nach Mayring) ausgewertet werden. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass ein Down-Syndrom nicht automatisch mit unerträglichem Leid gleichgesetzt werden kann und ein Verhindern bzw. Lindern des Leides nicht durch ein Verhindern von Leben mit Down-Syndrom, sondern durch eine Veränderung der sozialen Strukturen und der Umgebung erfolgen kann und soll. Dieses Verändern und Verbessern der Lebensbedingungen und der sozialen Strukturen, in welche Menschen mit einer Behinderung hineingeboren werden, kann eine zukünftige Aufgabe der Heilpädagogik darstellen. Durch die PND kann eine solche „Vorbereitung“ der Umgebung schon pränatal erfolgen, um die Startvoraussetzungen für Kinder mit Down-Syndrom zu verbessern. Dafür wird es aber nötig sein, den Automatismus „auf positive pränatale Diagnose erfolgt Schwangerschaftsabbruch“ zu durchbrechen

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