Der Bestand der mittelalterlichen Wandmalereien in Österreich, besonders jener der Steiermark, weist durch den „Freilegungsboom“ des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts eine beachtenswerte Anzahl auf. Diese Maßnahme stellt sich aber als zweischneidiges Schwert heraus, da eine Vielzahl von Objekten nach wie vor in keiner ausführlichen kunsthistorischen Arbeit behandelt worden sind und die freigelegten Wandmalereien mangels eines Monitoringplans zur Erhaltung dem Verfall frei gegeben sind.
Das primäre Ziel dieser Arbeit stellt daher eine Beschreibung und Erfassung der Wandmalereien des Langhauses der Filialkirche hl. Georg bei Rottenmann dar. Der dargestellte Georgszyklus wird als zentrales Thema behandelt und wird einer Analyse hinsichtlich der textlichen Grundlagen unterzogen. Durch diesen Arbeitschritt wird gezeigt, dass eine Vielzahl von Szenen des Georgszyklus in der Filialkirche die ältesten erhaltenen Wandmalereibeispiele des Georgsmartyriums darstellen. Mit Hilfe von Vergleichsbeispielen, wird die Einzigartigkeit sichtbar gemacht.
Der Darstellung eines Kampfes zwischen zwei Reitern wird ein größerer Teil dieser Arbeit gewidmet. Es wird darin überprüft ob ein Zusammenhang mit den Plastiken der Regensburger Dollingergruppe besteht, da diese eine ähnliche Darstellungsart aufweisen. Bezug genommen wird dabei auf das Dollingerlied und-sage wodurch weitere Zusammenhänge zwischen dem Rottenmanner und Regensburger Darstellungen beleuchtet werden.
In weiterer Folge wird das Spektrum der Reiterkampfszene auf den alpinen und voralpinen Raum ausgeweitet. Auf diese Weise wird ersichtlich, dass eine beachtenswerte Anzahl an Reiterkampfszenen aus dem 13. und 14. Jahrhundert erhalten ist. Anhand von betrachtenden Vergleichen können Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede der Darstellungen erkannt werden.
Diese Arbeit liefert somit einen Beitrag zur Entschlüsselung des Wandmalereiprogrammes des Langhauses der Filialkirche hl. Georg bei Rottenmann und zeigt, dass die Darstellungen nicht als isolierte Beispiele zu sehen sind, sondern im Zusammenhang mit weiteren mitteleuropäischen Objekten zu sehen sind