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Von der Flusslandschaft zum Fließgewässer

Abstract

Diese Dissertation behandelt die Entwicklung österreichischer Flusslandschaften im 19. und 20. Jahrhundert. In diesen Zeitraum fielen die Intensivierung und Zentralisierung der energiewirtschaftlichen Nutzung und die umfassenden, systematischen Regulierungen bzw. Hochwassersicherungen, die eine risikominimierte, dauerhafte Bewirtschaftung und Besiedlung des natürlichen Überflutungsraums ermöglichten. Beide Maßnahmen führten zu einer grundlegenden Änderung der natürlichen Gewässercharakteristika und zur Umwandlung der ehemals ausgedehnten Gewässerlandschaften mit ihren regelmäßig überfluteten Auenzonen zu den kanalisierten Fließgewässern der Gegenwart. Teilweise wurden die Auenzonen bereits seit dem Hochmittelalter kolonisiert, wobei lange Zeit die Land- und Forstwirtschaft im Vordergrund standen. Gebäude oder dauerhafte Siedlungen wurden bis ins 19. Jahrhundert nur dann errichtet, wenn eine gewässergebundene Gewerbenutzung vorlag (v. a. Energiegewinnung). In den letzten zwei Jahrhunderten führte die demographische Entwicklung zu einer steigenden Bedeutung der Überflutungsräume für die Ausdehnung von Siedlungen. Dies erforderte den systematischen Ausbau von Ufersicherungen und Hochwasserschutzdämmen. Zur Realisierung dieser Baumaßnahmen trugen die Verbesserungen des Know-hows im Hochwasserschutz und Änderungen der gesetzlichen und organisatorischen Grundlagen wesentlich bei. Anhand der Möll, der Traisen und der Donau werden unterschiedliche Aspekte der traditionellen Nutzung der Gewässer bzw. des Gewässerumlands im 19. Jahrhundert und die zunehmende Besiedlung und dadurch verursachte Änderung der Landnutzung im Zusammenhang mit dem Ausbau des Hochwasserschutzes dargestellt. Abschließend wurde die Verwendung historischer Datengrundlagen zur Rekonstruktion eines „natürlichen“ Gewässerreferenzzustandes beleuchtet. Die Möglichkeiten und Limits historischer Beiträge werden anhand einer Analyse von historischem Quellenmaterial aufgezeigt.This thesis deals with the development of Austrian riverine landscapes in the 19th and 20th centuries. The period covers expanding hydropower use as well as systematic river channelization and flood protection, enabling a risk-minimized establishment of permanent settlements in natural floodplains. This fundamentally altered natural river characteristics, transforming the formerly extensive riverine landscapes with regularly flooded zones into today’s channelized running waters. Some floodplains were already colonized in the later Middle Ages, and agriculture and forestry were the dominant land uses for centuries. Up until the 19th century, buildings were erected almost only for commercial hydropower production. Over the last 200 years the demographic development required considerably larger land surfaces for settlements, especially around urban centres. Floodplains were particular target areas. The expansion of municipalities towards the rivers demanded systematic river regulations and flood protection dykes. Engineering advances and an altered legal and organizational framework contributed substantially to their implementation. Case studies of the Moell, the Traisen and the Danube underline different aspects of the traditional use of rivers and floodplains in the 19th century. The focus is on land use/cover and changes induced by the expansion of settlements, channelization and flood protection. Finally, the use of historical data to reconstruct “reference conditions” of the rivers was examined. Based on the analysis of printed and archival sources, the possibilities and limits of historical contributions to reconstruct reference conditions were examined

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