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"Giving Europe a telephone number"

Abstract

Mit der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg das Fundament westeuropäischer Integrationsbestrebungen gelegt und der erste institutionelle Rahmen für eine Europäische Einigung geschaffen. Seit der Gründung der EGKS ist die Entwicklung europäischer Integration sowohl vertikal (institutionelle Vertiefung), als auch horizontal (aktuell zählt die EU 27 Mitgliedstaaten) vorangeschritten und ist aufgrund ihres beispiellosen sui generis-Charakters ein Phänomen, das eine große Bandbreite an Wissenschaftsdisziplinen beschäftigt. Die fortschreitende Integration der EU hat mit der Zeit dazu geführt, dass sich die erweiterte Verantwortung und Rolle sowie das (primär wirtschaftliche) Gewicht der EU auf dem internationalen Parkett immer mehr herauskristallisierten und somit das europäische Selbstverständnis herausforderten. Bestrebungen nach einer intensiveren politischer Integration hat es schon immer gegeben, aber besonders die Bereiche der Außen- und Verteidigungspolitik als dem Reservat der Exekutive und der quasi letzten Bastion nationalstaatlicher Souveränität schlechthin, haben sich als ausgesprochen integrationsresistent erwiesen. Trotzdem ist es zu einer Vertiefung politischer Zusammenarbeit gekommen, die mit dem Vertrag von Maastricht in der zweiten (intergouvernementalen) Säule der EU, namentlich der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), vertraglich festgelegt worden ist. Diese sollte die Qualität der EU als Akteur in den internationalen Beziehungen gewährleisten. Die Säulenarchitektur hat aber hauptsächlich zu einer Fragmentierung der Zuständigkeiten und Kompetenzen innerhalb der EU geführt und somit eine gemeinsame Koordination und Steuerung europäischer Außenbeziehungen nachhaltig erschwert. Das hat im Laufe der Jahre zwangsläufig zu einem Wirkungsverlust und Effizienzproblem europäischen Außenhandelns geführt. Vor diesem Hintergrund wird erkennbar, dass eine Analyse Europäischer Außenbeziehungen/-politik ein besonders komplexes Vorhaben ist, bei dem es zu einer membranartigen Verschiebung und Überlappung von Grenzen mehrerer Disziplinen kommt. Traditionelle Analysekonzepte aus dem Bereich der Internationalen Beziehungen sind nicht uneingeschränkt auf das komplexe Mehrebenensystem der EU anwendbar und verlangen so nach neunen Denkansätzen und Zugängen, welche die verschachtelten Verflechtungen bei der Gestaltung Europäischer Außenpolitik würdigen und modellieren können. Die Komplexität der Europäischen Außenpolitik stellt aber nicht nur für den akademischen Zugang eine Herausforderung dar. Vielmehr ist sie in der politischen Realität ein großes Hindernis bei der Umsetzung des Kohärenzgebotes der Europäischen Union. Die Institutionen-Architekten sahen zur Verbesserung der Steuerfähigkeit schon spätestens seit dem gescheiterten Verfassungsvertrag einen eigenen Außenminister für die Europäische Union vor, der bei seiner Arbeit durch einen Europäischen Auswärtigen Dienst unterstützt werden sollte. Auch nach dem Scheitern des Verfassungsvertrages und der ungewissen Zukunft des Vertrags von Lissabon nach dem negativen Referendum der Iren, herrscht dennoch Einigkeit darüber, dass die EU einen eigenen diplomatischen Dienst braucht, um die Kohärenz Europäischer Außenpolitik gewährleisten zu können. Vor diesem Hintergrund möchte ich die Europäische Außenpolitik anhand eines systemorientierten-kybernetischen Ansatzes modellieren und untersuchen, welche Steuer- und Koordinationsleistung die Institution der Diplomatie im Europäischen Mehrebenensystem Europäischer Außenpolitik beitragen könnte

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