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Vom Ende der Narration im Roman

Abstract

Die Arbeit geht vom Schlagwort „Krise des Romans“ in der Zwischenkriegszeit aus und interessiert sich für die anti-narrative Position der Romankritik. An drei Autoren (Flake, Musil, Broch) wird innerhalb eines je engen Zeitraums ihre romantheoretische Position und die Konsequenz daraus in ihrem gleichzeitigen Roman untersucht. „Otto Flake und das Projekt eines ‚geistigen Romans’“ gilt Flakes Roman¬theorie 1918 bis 1922, die als Teil eines Projekts gedeutet wird, das „auf die Überwindung der nihilistisch-relativistischen Krise des spätmodernen Menschen abzielt“. In Flakes Roman „Die Stadt des Hirns“ von 1919, der in die Gattungstradition des „Romans des Diskurses“ zu stellen ist, wird das Programm aber nur eingeschränkt eingelöst. Bei Musil entspringen die „Vorbehalte gegen die Narration“ einem generellen Ideologieverdacht gegen jeglichen Narrationsakt – eine Linie zu Lyotards métarécits wäre hier zu ziehen; für Musil ist Erzählen gleichbedeutend mit „weismachen“ und „schwindeln“. Der Mann ohne Eigenschaften löst die theoretischen Vorgaben ein. Für Hermann Broch hat Kunst die ethische Funktion, Totalität abzubilden, was in Zeiten des Wertezerfalls eine Spiegelung eben dieses Zerfalls bedinge. Narration hat damit ausgedient. Die ästhetische Konsequenz ist Brochs Theorie des polyhistorischen Romans, die er in der Schlafwandler-Trilogie einlöst. Fazit: Die Ablehnung des Erzählens steht im Zusammenhang mit dem Projekt zur Überwindung der „als Krise gedeuteten relativistischen Konstellation“ der Moderne, der Roman gilt „nicht mehr als Gattung der Moderne, sondern als Gattung zur Überwindung derselben“. Dieses utopische Programm war natürlich nicht einlösbar, weshalb die Autoren bald davon abrückten

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