Die abweichende Vegetationszusammensetzung
von Standorten alkalischer, kalkreicher und saurer, kalkarmer Böden
ist Gegenstand einer der ältesten, dennoch bis heute nicht
abschließend geklärten kausalökologischen Fragestellung.
Eingebunden in umfassende aut- und synökologische Betrachtungen des
Calcicolen/Calcifugen-Komplexes, werden in dieser Arbeit die Gründe
für den Ausschluss acidophiler/calcifuger Pflanzen von basischen,
kalkreichen Böden auf Grundlage vergleichender vegetations- und
bodenkundlicher Untersuchungen zweier Subassozationen der in
Mitteleuropa verbreiteten Kalk-Halbtrockenrasen des
Gentiano-Koelerietum behandelt. Während in der typischen
Subassoziation vor allem Basiphile/Calcicole miteinander
vergesellschaftet sind, wachsen im Gentiano-Koelerietum
danthonietosum auch Taxa mit acidophilen/calcifugen Eigenschaften.
Zu diesen gehört beispielsweise Calluna
vulgaris. Unter primär mineralstoffökologischen
Gesichtspunkten wurden an insgesamt sechs Kalk-Halbtrockenrasen,
die unmittelbar benachbart und damit unter gleichen
geologisch-geographischen Bedingungen Bestände beider
Subassoziationen aufweisen, verschiedenste physiko- und
chemoedaphische Untersuchungen durchgeführt. In der Mitte
Deutschlands über Calcit des Oberen Muschelkalks bzw. Dolomit des
Zechsteins gelegen, finden sich an den meisten der
Untersuchungsstandorte flachgründige Rendzinen mit deutlich
basischen pH-Werten im Ah-Horizont. Für die bodenchemische
Charakterisierung der Subassoziationen kamen neben etablierten
verschiedene neu entwickelte Extraktionsverfahren zum Einsatz.
Deren räumliche bzw. chemische Selektivitäten erlauben eine
gezielte Betrachtung solcher Fraktionen, die für die
Mineralstoffernährung und die potenzielle Intoxikation der Pflanzen
von besonderem Interesse sind. Angesichts ihrer umstrittenen
Bedeutung als primär das Wachstum in alkalischen, basenreichen
Böden limitierende Faktoren standen die Fe- und P-Verfügbarkeiten
im Mittelpunkt dieser Untersuchungen. Keimungs- und
Wachstumsexperimente an ausgewählten Acidophilen/Calcifugen und
Basiphilen/Calcicolen ergänzten die standortökologischen Analysen.
In die Diskussion der experimentellen Arbeiten werden zudem
palaeogeographische und evolutionsbiologische Aspekte sowie die
Bedeutung mikrobieller Symbiosen für die Vegetationsdifferenzierung
einbezogen. Unter Berücksichtigung der für gewöhnlich
divergierenden Fe-Effizienzen von Vertretern der
acidophilen/calcifugen und basiphilen/calcicolen Verbreitungs- und
Konstitutionsgruppen stimmen die Ergebnisse der bodenkundlichen
Analysen mit der Hypothese einer unzureichenden Fe-Versorgung
acidophiler/calcifuger Taxa an Standorten alkalischer, kalkreicher
und trockener Böden überein. Hingegen konnten keine Hinweise auf
eine Beziehung zwischen der P-Löslichkeit und dem Auftreten
acidophiler/calcifuger Pflanzen in Kalk-Halbtrockenrasen gefunden
werden. Da bisher standortspezifische P- und N-Effizienzen der in
gleicher Weise oligotrophen Acidophilen/Calcifugen und
Basiphilen/Calcicolen nicht ausreichend belegt sind, muss davon
ausgegangen werden, dass die Versorgung der Pflanzen mit diesen
Nährstoffen für die Vegetationsdifferenzierung des
Gentiano-Koelerietum und den Ausschluss acidophiler/calcifuger Taxa
von alkalischen, basenreichen Standorten allenfalls eine
untergeordnete, in! direkte Rolle spielt