Die vorliegende Studie untersuchte
akkulturativen Stress und dessen Zusammenhang mit akademischem
Stress und psychologischem Befinden (einschließlich
Belastungssymptomen und positiver Affektivität) bei
Austauschstudenten in Deutschland. Weiterhin wurde überprüft, ob
verschiedene sozio-demografische Variablen und der präferierte
Bewältigungsstil das Stressniveau hinsichtlich Akkulturation und
akademischen Angelegenheiten (academic affairs) vorhersagen. Auch
einheimische Studenten wurden befragt, um Vergleiche zwischen den
beiden Gruppen hinsichtlich der untersuchten Variablen ziehen zu
können. Die Probanden setzten sich aus 652 Austauschstudenten und
562 deutschen Studenten zusammen, welche hauptsächlich über die
Studierendenzentralen verschiedener deutscher Universitäten
rekrutiert wurden. Sie füllten einen Online-Fragebogen aus, der die
Acculturative Stress Scale for International Students (ASSIS), das
Student Stress Inventory (SSI), das Beck Anxiety Inventory (BAI),
das Major Depression Inventory (MDI), das Pennebaker Inventory for
Limbic Languidness (PILL), den WHO-Five Well-being Index (WHO-5),
das Problem-focused Styles of Coping Inventory (PF-SOC) und einen
soziodemografischen Fragebogen für beide Subgruppen umfasste. Die
Ergebnisse zeigten, dass das allgemeine Stresslevel von
Austauschstudenten vergleichbar mit dem in anderen Studien ist, die
zu verschiedenen Zeiten in den USA durchgeführt wurden. Der am
häufigsten genannte Stressor war Heimweh während die Angst vor
Unsicherheit/ fehlendem inneren Halt der schwächste Stressor ist.
In multiplen Regressionsanalysen stellten sich das Alter, der
Kontinent der Herkunft, die Beherrschung der deutschen Sprache, die
in Deutschland verbrachte Zeit und vorherige Reiseerfahrungen als
signifikante Prädiktoren von akkulturativem Stress heraus.
Gegensätzlich zu den in dieser Studie aufgestellten Hypothesen
hatten Austauschstudenten im Vergleich zu deutschen Studierenden
ein niedrigeres Niveau von akademischem Stress und
Belastungssymptomen (einschließlich Angst, Depression und
Somatisierung) und ein höheres Level an positiver Affektivität.
Insgesamt weist ungefähr die Hälfte aller Studierenden mittlere bis
schwere Angstsymptome auf, während mittlere bis schwere
Depressionslevel bei ungefähr einem Viertel der Gesamtstichprobe
gefunden werden konnten. Ein signifikant niedriges Level von
positiver Affektivität wurde bei einer knappen Mehrheit der
Gesamtstichprobe beobachtet. In beiden studentischen Gruppen
zeigten sich demografische Variablen sowie die Bewältigungsstile
als bedeutsame Prädiktoren für akademischen Stress und
psychologisches Befinden