In einem Grasland-Wald-Ökoton wurde untersucht, ob
der gegenüber dem Graslandboden höhere
Mineralstickstoffgehalt des Waldbodens mit dem Alter
der Bäume, der Bodenfeuchte, der Lufttemperatur oder
dem relativen Lichtgenuß im Wald zusammenhängt. Dazu
wurden diese Faktoren in Espenhainen (Populus
tremuloides) auf Radialtransekten, die in die
angrenzende Prärie verlängert wurden, gemessen. Es
zeigte sich, daß der Stickstoffgehalt mit abnehmender
Bodenfeuchte ansteigt. Nur diese Korrelation war
signifikant. Die Ergebnisse deuten an, daß der höhere
Stickstoffgehalt in Hainböden auf eine geringere
Stickstoffaufnahme der Hainarten bei Bodentrockenheit
zurückzuführen ist. Als Alternative zu dieser Erklärung
wurde die Annahme geprüft, daß die stickstoffärmere
Streu in Wäldern wegen geringerer Evapotranspiration im
Schatten schneller zersetzt wird als die
stickstoffreichere Streu im benachbarten Grasland und
dies zu einem höheren Mineralstickstoffgehalt im
Waldboden führt. Dazu wurde der Einfluß der Streusorte
(Grasgemisch oder Espe), des Biotoptyps (Grasland oder
Espenhain) und der Beschattung (ohne oder mit
künstlicher Beschattung) auf die Raten des
Trockenmasseverlustes und der Stickstoffabgabe der
Streu bestimmt. Je 2 g Ende April gesammelter
Vorjahresstreu wurde in 1 dm2 großen Netzen
Anfang Mai auf die Versuchsflächen ausgebracht. Zur
Messung der Stickstoffauswaschung wurden unter die
Streunetze Beutel mit Ionenaustauschern gelegt. Mit
unbedeckten Austauscherbeuteln wurde die
Stickstoffdeposition bestimmt. Je ein Viertel der
Streunetze und Austauscherbeutel wurden nach 4, 9, 16
und 21 Wochen geerntet. Aus dem Masseverlust der Streu
und der Stickstoffauswaschung wurden die Raten der
Zersetzung, Stickstoffabgabe- und -anhäufung berechnet.
Grasstreu wurde signifikant schneller (k= -1,36) als
Espenstreu (k= -0,44) und beide Sorten jeweils in
unbeschatteten Prärieteilflächen schneller als in
anderen Teilflächen zersetzt. Die Grasstreu fing
weniger Stickstoff aus der Deposition auf und ließ mehr
davon durch als Espenstreu. Eine chemische Analyse der
zersetzten Streu zeigte, daß bei Berücksichtigung der
Deposition beide Sorten Stickstoff verloren hatten.
Dieser Verlust war vermutlich durch Fragmentierung der
Streu, jedoch nicht durch Mineralisation entstanden. Da
entgegen der Annahme Espenstreu trotz Beschattung am
langsamsten zersetzt wurde, wird Streuzersetzung als
Erklärung des höheren Stickstoffgehaltes in Hainböden
verworfen und stattdessen die Annahme beibehalten, daß
Trockenheit die Stickstoffaufnahme im Hain
begrenzt