Der organische-Anionen-Transporter 1 (OAT1) ist für
die renale Ausscheidung organischer Anionen von großer
Bedeutung. Dennoch ist gegenwärtig wenig über
Struktur-Wirkungsbeziehungen und über die Bindung und
Translokation von Substraten bekannt. In dieser Arbeit
wurden konservierte, positive geladene Aminosäurereste
des OAT1 untersucht, die etwas mit Substratbindung und
transport zu tun haben könnten. Außerdem wurden der
Einfluss des pH-Wertes und des Chlorids auf die
Transportaktivität des OAT1 sowie seine Wechselwirkung
mit Zitratzyklusderivaten untersucht. Die
Carboxyfluorescein-Aufnahme in HEK293-Zellen, die den
humanen OAT1 stabil exprimierten, wurde durch
alpha-Ketoglutarat > Succinat > Zitrat > Malat
im Medium gehemmt. Die Entfernung von Chlorid aus dem
Medium hemmte die Aktivität des OAT1 deutlich, während
eine Ansäuerung von pH 7,4 auf 6,0 den Transport von
radioaktiv markiertem p-Aminohippurat (PAH) und
Glutarat signifikant stimulierte. Durch gerichtete
Mutagenese wurden diverse geladene Aminosäurereste
ersetzt und die Mutanten funktionell charakterisiert.
Der Ersatz des Arginins an Position 446 in der 11.
Transmembrandomäne durch das ebenfalls positiv geladene
Lysin (R466K) führte zu einer starken Reduktion der
PAH-Aufnahme bei unveränderter Proteinexpression in der
Membran von Xenopus laevis Oozyten. Die PAH-Aufnahme
wurde durch extrazelluläres Glutarat gehemmt und durch
intrazelluläres Glutarat stimuliert, was auf eine
unveränderte Interaktion der R466K-Mutante mit
Dikarboxylaten hindeutet. Wenn aber das Arginin durch
das negativ geladene Aspartat (R466D) ausgetauscht
wurde, war die Wechselwirkung mit Glutarat aufgehoben.
Im Gegensatz zum Wildtyp-OAT1 wurde die PAH-Aufnahme
durch die R466K-Mutante nicht mehr durch Chlorid
stimuliert. Auch der Transport von markiertem Glutarat
und Ochratoxin war beim Wildtyp, nicht aber bei der
R466K-Mutante chloridabhängig. Untersuchungen zur
Transportkinetik ergaben, dass Chlorid beim Wildtyp-OA
T1 die Vmax erhöht, die Affinität (Km) aber
unbeeinflusst lässt. Die R466K-Mutante zeigte eine
reduzierte Vmax bei gegenüber dem Wildtyp unveränderter
Km für PAH. Wir schließen aus den Befunden, dass das
Arginin 466 mit Chlorid interagiert und für den
PAH-Translokationsschritt von Bedeutung ist