Kaum ein Thema beschäftigt die Öffentlichkeit gegenwärtig mehr als das Thema „Arbeit“. Im Zentrum der öffentlichen Diskussion steht das Problem der Arbeitslosigkeit und die Frage, wie sie überwunden werden kann. Dabei wird selten darüber reflektiert, welche Auswirkungen die massiven Strukturveränderungen auf dem Arbeitsmarkt auf die Tiefenstruktur des Verständnisses von Arbeit haben. Gerade im Bereich sozialer Humandienstleistungen ist das Ethos der Arbeit und die Frage, wie der Sinn dieser Arbeit erlebt wird, unmittelbar relevant für das Selbstverständnis und den unternehmerischen Erfolg der jeweiligen Einrichtung. Schon in der Bibel zeigt sich, dass Arbeit ganz unterschiedlich gesehen werden kann. Dass der Mensch „im Schweiße seines Angesichtes“ arbeiten muss, kann als Folge seiner Entfernung von Gott gesehen werden. Und wer jeden Tag harte Arbeit leisten muss, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ohne dabei besondere Lust zu verspüren, weiß genau, wovon die Rede ist. Aber es gibt eben auch das andere: Arbeit ist etwas Erfüllendes. Arbeit ist etwas, mit dem der Auftrag, den Gott den Menschen zur Weltgestaltung gegeben hat, verwirklicht wird. Arbeit hat dann Wert um ihrer selbst willen und dient nicht nur oder nicht vorrangig dazu, den Lebensunterhalt zu verdienen. Manche verbinden damit eine ganz konkrete Vision für unsere Gesellschaft heute. Durch immer mehr technologische Unterstützung wird immer weniger harte menschliche Arbeit nötig, um Wohlstand zu bewahren. Die Vision einer Befriedigung der Bedürfnisse für alle müsste angesichts kontinuierlicher Produktivitätszuwächse eigentlich näher rücken. Die Realität sieht gegenwärtig anders aus. Durch Rationalisierung verlieren Menschen ihren Arbeitsplatz. Für sie bedeutet das nicht Befreiung, sondern sozialen und wirtschaftlichen Abstieg. Was muss sich ändern in unserer Gesellschaft? Sollen sich die Menschen angesichts unsicherer Zukunft im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen innerlich unabhängiger machen von der Arbeit und ihren Selbstwert von der Erwerbsarbeit lösen? Oder sollen sie genau das Gegenteil tun, nämlich wieder ein neues Arbeitsethos entwickeln, das unter den Wettbewerbsbedingungen der Globalisierung Flexibilität und Einsatzbereitschaft stärkt und auch „im Schweiße des Angesichtes“ volle Leistung bringt? Die Tagung will sich dem Sinn und Ethos der Arbeit aus theologischen, ethischen, sozialwissenschaftlichen und ökonomischen Perspektiven widmen und dabei die Grundsatzreflexion mit der Reflexion sozialunternehmerischer Praxis verbinden.The volume contains different contributions to the debate about the purpose and the ethic of work in a radically changing society. Is work a bare necessity or is it an activity with the aim of fulfillment? And how can the economy be organized in a way which honors the central importance of work for human beings? The volume discusses different levels of ethical discourse on these questions: the level of the individual person, of the business corporation, of the political structures and the socio-cultural level. The theme is discussed from an Old Testament exegetical perspective including the comparison with Israel’s religious surroundings, and from a historical perspective showing how Protestantism can give important impulses for current discussions, neither glorifying work as the central legitimation for being nor ignoring its continuing importance for the generation of wealth and for the individuals’ life plans. Contributions from the field of economics discuss how the political and economic structures need to be reshaped to follow criteria gained from Christian ethical reflection. Finally, the theme is reflected upon from the perspective of the daily experience of a temporary employment agency